Einmal im Leben als Ex-Bloggerin muss man sich eine derart reißerische Überschrift gönnen. Und es ist noch nicht mal eine Fake News, wenn ich nun sage: Ich höre auf zu bloggen! Denn fortan möchte ich hier einfach nur noch eines: Schreiben.
Täräää-tätätäää.
Beißt sich nun die Katze in den Schwanz und verschluckt sich dabei an ein paar Haaren, oder kommt das dem Schlangen-Amulett der Unendlichen Geschichte gleich? Denn genau so ging es 2015 los: Ich wollte schreiben. Einfach nur schreiben. Und natürlich, dass es auch gelesen wird. Weil online Geschriebenes nur gelesen wird, wenn es für die Suchmaschinen aufbereitet wird, bereitete ich meine Texte eben fürs Bloggen optimal auf: Brav mit Überschriften getrennt, weil das online besser so muss, und noch braverer alles unter dem Deckmäntelchen „Augsburg/Stadtblog“ festgezurrt. Nische und so, soll man ja machen, sagen die Profis. Ich habe es versucht.
Wer etwas versucht, kann nichts finden?
Wie gut es all die Jahre geklappt hat, ausschließlich über Augsburg zu schreiben, hast du, wenn du ein regelmäßiger Leser bist, ja bemerkt: Gar nicht. Schon im vierten Artikel gab es den ersten Ausreißer Richtung Mode und warum sich Schlaghosen in Augsburg 2015 schwer taten. Mittlerweile ist mein Kibbe-Artikel – wieder einer über Mode – einer der meistgelesenen. Wohl auch, weil auf einer anderen Website ausdrücklich davor gewarnt wird. ^^
Aber um die Reaktionen im Außen geht es mir weit weniger als die im Innern.
Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, kleiner Padawan!
Spätestens, als ich mein persönliches Ziel erreicht und die Augsburger Allgemeinen über mich berichtet hatte, hatte ich plötzlich weder Ideen noch Ambition für neue Artikel. Deswegen heißt es also, man solle seine Ziele möglichst hoch stecken! Meine Motivation war dahin. Hätte ich mir mal lieber gewünscht, zum literarischen Quartett eingeladen zu werden von Marcel aus dem Jenseits.
Es folgten lustlose Phasen, gekrönt von einem Jahr kompletter Pause, als ich sämtliche Kräfte in meinen Umzug stecken musste und gleichzeitig mein iMac in die Knie ging. Rien ne vas plus. Lieber schraubte ich nun neue Möbel zusammen als an Texten herum. Ein neuer Rechner? Wer braucht sowas schon? Zum Bloggen? Igitt, dann hätte ich mich erst einmal um die damals frisch eingetretenen DSGVO-Vorgaben kümmern müssen. Also war ich um die Pause ganz froh, erst recht, als nach Monaten des Ackern und Tuns ein passiv-phlegmatisches Loch seinen Rachen weit öffnete.
Und dann kam 2020 der Corona-Käse. Die Stadt zu erkunden und darüber zu schreiben war endlich offiziell obsolet. Für mich war das mehr als okay, weil ich mich schon recht früh im ersten Lockdown dazu entschloss, umso tiefer in mich selbst zu gehen. Partiell wagte ich darüber hier zu schreiben, bis ich irgendwann die halb erstickte Katze aus dem Sack ließ: Jaaaa, mich interessiert Spirituelles, schon immer, und es ist für mich überhaupt nichts Außergewöhnliches. Die neue Kategorie war eröffnet. Aber darüber schreiben wollte ich dann doch nicht. Zu privat irgendwie. Ungewohnt. Und auch schwierig in Worte zu packen, wenn man die bisherigen Leser nicht verprellen will. Sprache kommt da oft gar nicht mehr hin, was ich ausdrücken möchte: Heißt es nun „die Seele“, „das Bewusstsein“, „Sein“, „der (heilige) Geist“ oder „das (Höhere) Selbst“? Oder doch einfach nur „das Leben“? „Universum“? „Gott“? Da geht’s schon los …
Aber ich will schreiben. Punkt!
Über weiterhin alles Mögliche möchte ich schreiben, aber – und hier kommt nun der kleine Schreckmoment – weniger über Augsburg. Ich bin nicht mehr so ein Ausgeh-Girl, schon deutlich vor Corona wurde ich da sehr viel ruhiger. Und ich möchte nicht mehr so viel Ultra-Intimes freigeben wie früher in den Tinder-Stories. Auch wenn ich mich damals für meinen Geschmack zurückgehalten habe, denke ich mir da heute oft: Oh noooooooes! Keine Sorge: Die alten Artikel bleiben.
Zum Glück gibt es etwas, das ich schon immer gerne schrieb. Lange, bevor es mit dem Blog überhaupt losging. Ich habe von jeher Glossen, Kolumnen und Essays geliebt. Wenn wir ein Streiflicht der Süddeutschen im Deutschunterricht analysieren sollten, war ich jedesmal freudig aufgeregt und noch mehr, wenn wir selbst so schreiben durften.
Essay: Im Mittelpunkt steht oft die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit einem Thema. Die Kriterien wissenschaftlicher Methodik können dabei vernachlässigt werden; der Autor/der Essayist hat also relativ große Freiheiten.
wikipedia – passt doch!
Merkste was? Ich erst, als ich die Definition las. Tatsächlich habe ich beim Bloggen die meiste Zeit ziemlich essayistisch geschrieben: Am liebsten sind mir die Artikel, bei denen ich dich als Leser teilnehmen lasse, wenn ich Gedanken entwickle und bei irgendeinem Fazit lande, von dem ich selbst beim Intro noch überhaupt nicht weiß, was es sein wird. Mir ist es nur nie aufgefallen, dass ich in dieser Form schreibe – wegen der fucking ollen Zwischenüberschriften! 🤬 Womöglich wollte ich mir auch nur nicht eingestehen, dass ich längst mache, was ich immer machen wollte.
Lie(b)st du auch auxkvisite Essays?
Also schreiben, schreiben möchte ich wieder und überhaupt. Mehr, tiefer und weiter, wenn mir die nächsten Themen einfallen. Notfalls auch mit SEO-kompatiblen Zwischenüberschriften, weil mir die ohnehin schon so ins Blut übergegangen sind.
Wenn ich dich weiterhin mitnehmen darf bei meinen schriftlichen Gedankengängen über alle möglichen Themen, freue ich mich! Ansonsten wünsche ich dir weiterhin eine gute Zeit. Und dass du dich auch wunderbar wandelst und von niemandem aufhalten lässt. Am wenigsten von dir selbst.