Neben Parfums muss sich die Herausgeberin von Auxkvisit einer Sache süchtig bekennen: Sie ist ihr verfallen, längst schon, ach was: Auf ewig! {Wir fahren jetzt ganz frech in der ersten Person Singular fort, damit der Artikel so subjektiv sein kann, wie er es sein muss.} Eine Sucht begleitet mich, Miriam, ständig, ich konsumiere sie jeden Tag – und das reichlich. Ohne dass Du das als Leser bewusst mitbekommst, deale ich sogar mit diesem feinen Stoff hier auf Auxkvisit! Denn ich unterstelle jetzt allen Lesern mal ganz frech: Einige von Euch sind schlimmsten Junkies. So wie ich: Ich liebe die Sprache. Und dann gibt es andere Menschen: Die mit ihr das schlimmste Schindluder betreiben: Die einen gendern. Die anderen missbrauchen Deutsch für perverse Bilder mit Sprüchen, verkaufen das als „Poesie“ – und haben auch noch Erfolg damit. Was ist hier los?
Vorab:
Die deutsche Sprache hat Wunderbares zu bieten: Lautmalerei (Onomatopoesie) zum Beispiel, die eigentlich schon alles sagt, ohne dass man das Wort überhaupt erst kennen muss: Kratzen. Grollen. Fluffig. Diese Worte alleine sind schon reinste Gedichte!
Einige konnten mit unserer wunderbaren Sprache umgehen wie wahre Meister, ganz einfach, weil sie welche waren: der gute Goethe natürlich. Georg Trakl. Rainer Maria Rilke. Erich Kästner. Michael Ende. Und so unendlich viele mehr … Und heute? Muss man schon froh sein, wenn jemand mit der deutschen Sprache keinen totalen Bullshit anstellt.
Kitschige Bilder mit Sprüchen, die dümmer nicht sein könnten
Heute gibt es nur noch wenige gute Dichter, aber davon leider reichlich.
In der ersten Klasse Deutsch gelernt zu haben und einen Crack von Photoshop zu besitzen ermöglicht heute massenweise Leuten, ihren verbalen Dünnschiss auf unterbelichtete Sonnenuntergänge zu platzieren.
Nun bin ich leider nicht nur sprachverliebt, sondern auch Grafikdesignerin. Bilder mit Sprüchen in meine Timeline gespült zu bekommen, wirkt sich folgendermaßen auf mich aus:
- Ich verschlucke mich an meinem Kaffee.
- Ich nehme schnell einen großen Schluck …
- … und spucke auf den Monitor.
- Mit etwas Glück verabschiedet sich jetzt der iMac auf ewig, sodass ich mir diese erbärmliche „Digital Art“ nie wieder ansehen muss.
- Wenn ich die grässliche Gedicht-Grafik doch wieder sehen kann, entabonniere ich denjenigen, der es gepostet oder geteilt hat.
- Ich putze meinen Monitor.
- Ich bekomme in der Zwischenzeit die nächste „Grafik“ mit schlauem Spruch serviert und melde mich bei Facebook für immer ab, denn da kursiert der Scheiß am meisten.
Ahnst Du schon was? Es ist mal wieder Zeit für einen nicht zu ernsten Text, in dem ich mich ausführlich im Strahl auskotze: Auxkvisit hasst/liebt: Poesie, die keine ist.
Jeder liebt Poesie. Auxkvisit nicht. Zumindest nicht die.
Das, was auf Facebook und Co als „Poesie“ kursiert, diese allseits bekannten Bilder mit Sprüchen, sind allermeistens einfach nur allerplatteste Aussagen. Ein wärhend einer Mammographie niedergewaltzer Busen ist nichts dagegen! Und selbst das ist noch Euphemismus.
Nennen wir die erbärmliche Poesie einfach lieber „Plattitüden“. Wobei das eine Beleidigung für echte Plattitüten ist. Mit einem Slimani-Grinsen dekoriert, ein paar Herzchen-Emojis hier und Follower-Geschleime da lässt sich aus einem „Das wichtigste ist das, ihr eurem Herzen folckt!“ schnell etwas fabrizieren, das 289423840928590285 Likes kassiert.
Das Gute oder vielmehr Schlechte ist: Die, die das gut finden, haben selbst – spickt man todesmutig in die Kommentarspalte – selbst nicht den Hauch eines Sprachgefühls. Und werden es, permanent konfrontiert mit dieser Idiotie mit dem IQ eines Regenwurms, auch niemals besser lernen.
Total überbewertete Faktoren in der Poesie, die keine ist
Rechtschreibung & Grammatik
Die sind ja auch total überbewertet und neuerdings wohl sogar diskriminierend. Hust.
Sich schriftlich auszudrücken ist ein wunderbar reinigender, kreativer Prozess – für ausnahmslos jeden. Ich würde mir niemals anmaßen, jemandem auch nur ansatzweise zu verbieten, sich im Schreiben kreativ auszutoben. Dafür haue ich selbst viel zu oft Buchstabendreher rein oder übersehe falsch stehengebliebene grammatikalische Endungen, wenn ich einen Text achtmal redigiert habe.
Aber wenn man seine Texte veröffentlichen will, gibt es zwei empfehlenswerte Sachen:
Zum einen wäre da die automatische Rechtschreib-Korrektur. Nur zu doof, dass die Maschinen selten im Kontext lesen und somit immer noch einige Fehler stehen lassen. Lassen.
Oder, ganz klassisch, auch mal ein Blick in den Duden. Oder besser noch ins DWDS!
Zum anderen sollten die, die wissen, dass sie in Deutsch gerade nur so mit Ach und Krach keinen 5er kassiert haben, vielleicht doch lieber jemanden Korrektur lesen lassen, der ein miminales bisschen besser ist als sie. Das Dumme ist nur: Diese Poeten halten sich für den/die/das Beste und sehen dafür keinerlei Notwendigkeit.

Zeichensetzung
Manche verwenden niemals Kommas weil die total überbewertet sind und aus einem schön langen Satz der so lang ist wie eine Anaconda ein so unschön verkrüppeltes viel zu kurzes Etwas machen ja ein Würmchen das dann keinen mehr beeindruckt wenn er es liest.
Und, dann gibt es, die die so viele, Zeichen setzen dass, man nicht, weiß wie man, den Satz jetzt, zu verstehen. Hat. Nicht.
Alles total okay und kein Problem. Nobodi`s perfekt.
Das war eben der so ziemlich fälscheste Apostroph, den es für diesen Zweck überhaupt gibt und ja, fälscheste gibt es nicht, in dem Fall aber schon. Es muss nicht alles eine Doktorarbeit sein – aber wer sich mit seiner Schreiberei schon an die Öffentlichkeit wendet, der könnte zumindest ein Minimum an Qualitätsanspruch an sich selber stellen.
Vor Fehler nur so strotzende Texte haben etwas von einem vorzeitigen Samenerguss: Hauptsache, es ist raus; Hauptsache Erleichterung – aber für den Rezipienten ist es höchst unbefriedigend.
Das da so viele Fehler stehen macht,
wirklich überhaupt nichts das ist, total egal.
Wenn Du fünfmal formatierst, fehlt das auch weniger auf.
Zollzeichen sind keine Gänsefüßchen
Als kleiner Typonerd, der ich berufswegen einfach sein muss, bekomme ich zudem physische Schmerzen beim Anblick falscher Anführungszeichen. Also die Dinger auf der 2-er-Taste: Das sind keine Anführungszeichen! Das sind Zollzeichen, verdammt. Selbst auf großen Portalen und Zeitungen wird mittlerweile ständig „so zitiert“, was in Folge so verdammt falsch ist, dass sogar die KI es gerne falsch macht, weil sie es ständig / im Übermaß falsch serviert bekommt. (Anm. der Redaktion: Das mit der KI ist ein Nachtrag vom 13.10.2025; als dieser Artikel sanft überarbeitet wurde.)
Und… vor die Ausslassungszeichen… gehört eigentlich… ein Leerzeichen. Bei Schnelltipperei ist das noch gerade so zu verschmerzen. Ebenso beliebt sind – immer wieder oft gesehen – Gedankenstriche, die keine sind. Und dann wäre die vor allem von Susi’s und Manni’s so oft geliebten Deppenapostrophen, die in diesem Fall zumindest rein typographisch die richtigen wären. Wann’s die braucht ist’s nicht immer gan’z klar.
Aber zurück vom Detail zum großen Ganzen.
Das Bild zum Wort
Die Zutaten für Bilder mit Sprüchen sind ganz einfach.
Du nimmst
- einen Sonnenuntergang oder ein anderes schönes Motiv aus der Natur, wahlweise auch Robbenbabies,
- eine weiße Schrift,
- setzt alles versal (in Großbuchstaben), weil das besonders gut lesbar ist,
- und bastelst noch einen hübschen Rahmen darum herum.
Fertig!
Wenn man die Schrift nicht gut lesen kann, kein Problem: Verpass ihr einfach eine Kontur. Oder ein Shiny Bling Bling oder einen Schatten. Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und vergiss nicht, dein Werk hundertmal mit deinem Wasserzeichen zu sichern – damit ja keiner dein Meisterwerk ungefragt klaut!

Aber zum Wichtigsten: Dem Inhalt!
Das ist fast so einfach wie mit dem Hintergrundbildchen: Belangloser Kram, den einfach jeder schön findet, funktioniert leider immer. (Kann man es auf die Psychologie der Massen schieben?)
Die besten Ideen kommen unserem talentierten Po-eten vermutlich auf dem Klo: Wenn er da zu lange sitzt – Verstopfung ist schon wirklich etwas Unangenehmes – steigen die Gase im Darm eben hoch. Darm mit Charme hast der Dichter ja leider nie gelesen, weil er Lesen für überbewertet hältst. Lieber schreibt er einfach selbst.
Unser aller Problem ist jetzt aber leider, dass der Dichter die Dämpfe in seinem Hirn mit Musenküssen verwechselt. Zu allem Unglück liegt auch noch ein Notizbüchlein auf dem Bildzeitungs-Stapel neben unserem Poet, in dem er alle Scheißideen festhält.
Nachdem endlich was in die Schüssel geplumpst ist, rennt er zu seinem Desktop und veröffentlicht seine geistige Diarrhö.
Es kann einfach nur so ablaufen; anders kann ich mir seine Werke nicht erklären.
Ideenklau? Wurst.
Der Poet nimmt gerne mal auch einfach bestehende Inhalte und Aussagen: Ob das Zitat von Goethe ist, bemerkt doch keine Sau?!
Wenn der Dichter ein ganz ausgefuchstes Kerlchen ist, versucht er vielleicht sogar, ein bisschen zu polarisieren. Vergiss nur die ;))))))) dahinter nicht!
Mit „Meine Lieben/Süßen“ zu Beginn hast Du in jedem Fall die Versicherung abgeschlossen, dass Dir jeder wohlgesonnen sein wird.
Die Lieblings-Themen der modernen Dichter
Was zuverlässig funktioniert:
- Die Welt ist ja so scheiße. Außer Du, Du hast alle total (!!!!!111!!) durchschaut.
- Alle Menschen sind so gemein. Außer Du, Du bist der einzige mit Emotionen.
- Menschen in Beziehungen verletzen Dich jedesmal. Aber Du, Du verletzt natürlich nie jemanden.
- Die Welt wäre ja so viel besser, wenn sich alle auf die wesentlichen Werte zurück besinnen. Das checkst aber nur Du. Die wesentlichen Werte sind natürlich Deine.
- Es zählt nur die Liebe. Liebe. Liebe. Liebe. Leider bist Du der einzige, der das kapiert und der einzige, der dazu fähig ist, aber auch nur, wenn Dir Dein Geliebter Honig ums Maul schmiert, so wie Deine Follower.
Deine Tonality
Du bist natürlich unfassbar tiefgründig. Am einfachsten geht das, wenn Du Dich der ursprünglichsten aller Emotionen bedienst: Trauer, Enttäuschung, Kränkung – ach was, nimm am besten gleich Weltschmerz und steck eine Kirsche drauf. Schwarzkirsche, natürlich!
Dein Rumgesülze und -jammere ist dabei natürlich nicht pessimistisch, sondern realistisch.
Du bist eben der Einzigste, der das Universum voll durchschaut hat 🙂 ?
Du weißt es besser als alle anderen und klärst sie jetzt darüber auf. Damit sich die anderen nicht blöd fühlen, klicken sie „Gefällt mir“ oder „Love“, verletzte Seelen nehmen das Smiley, das ein wenig weint. Und dann weint Ihr alle zusammen ein bisschen. Andere lesen Euer Geheule drei Sekunden lang und haben wenigstens mal wieder herzhaft was zu lachen.
Deine Inhalte – die einzigst wahren
Du teilst Dein ganzes Leid eben gerne mit der Welt via Bilder mit Sprüchen, wobei Dir ihre Reaktion egal ist. Insgeheim bist du nur auf der Jagd nach Likes: Sobald Du mehr als 1.500 davon hast, fühlst Du Dich ein kleines bisschen besser. Voll easy! Also machst Du schnell die nächste Grafik.
Das Praktische ist: Weil Du so beschäftigt bist mit Deinen Gedichten und derbe romantischen Grafiken, wirst Du nie in Verlegenheit kommen, Dich tatsächlich mal in Ruhe mit Dir selbst beschäftigen zu müssen. Das wär ja voll pervers. Dann könntest Du vielleicht bemerken, warum Du alle zwei Wochen das Gleiche thematisieren musst. Dass Du eben doch Muster hast und nicht so glattpoliert bist, wie Du es immer gerne wärst. Die Stille tief in Dir drin würdest Du gar nicht erst aushalten. Und was Du dann zu hören bekommst.

Deine Publikationen.
Gedanken zu veröffentlichen, weil sie aus dem Innersten kommen und sich wahrhaftig anfühlen, ist so 1721. So was braucht heute kein Mensch mehr.
Erstell Deine hübschen, romantischen, ehrlichen, authentischen Bilder mit Sprüchen ruhig mit Copy und Paste und hau die alle zwei Wochen wieder ein total Ähnliches raus. Wegen der Aufmerksamkeitsspanne Deiner Leser, die irgendwo zwei Punkte unter der eines Hamsters liegt, merkt das eh keiner. Und selbst wenn: Dir passiert eben immer das Gleiche im Leben. Immer der gleiche Dreck. Die Menschen sind alle so böse. Außer Du 🙂 Und Deine Follower 🙂 🙂
Ihr seit die Einzigsten, die das Leben verstanden haben.
Und deswegen heult Ihr Euch gegenseitig zu und versichert Euch gegenseitig, dass Ihr die einzig Schlauen auf diesem Planeten seid und alle anderen Idioten und shart Euer Wehleid mit der ganzen Welt.
Und Du bist so true. Als Allereinzigster. Und deep.
Oder einfach ein Depp.
Deine Intention.
Likes.
Deine Rettung.
Kaum möglich, aber Du könntest es mal damit versuchen: Einen echten Sonnenuntergang anschauen, dabei das Handy weglegen, die Klappe halten und schauen, was dann passiert. Neinneinnein, nicht den Leuten neben Dir. Neinneinnein, das ist nicht die, die Du neulich auf Tinder gesehen hast. Ob Du rübergehen sollst? Neinneinnein, Du musst Deine deepen Gedanken notieren. Oder besser gleich diktieren. Mit so einem schönen Mimimi-Ton. Sonnenuntergang, oh, wo ist der hin? Weg. Scheiße.
Sag ich doch. Es geht nicht.
Du kannst es aber gerne morgen wieder probieren!
Auxkvisit will auch mal Bilder mit Sprüchen 🙂 🙂
Mir geht es nur um die Likes und deswegen will ich jetzt auch mal so schöne Bilder mit Sprüchen, machen, und das passende Posting, dazu, damit ich die Klicks und Likes und Reaktionen darauf bekomme. Ist aber okeh oder :)))))
Ich möchte gerne das, Ihr das Bild teilt aber dann bitte immer, mit Verweis auf AUXKVISIT weil die vier Copyright-Hinweise reichen auf, keinen Fall. Ich möchte euch ganz tief aus meinem allertiefsten Herzen sagen das, es mir so sehr am Herzen liegt, das, ihr das AUF KEINEN FALL MISVERSTEHT 🙂 🙂 🙂 Ich will einfach nur, meinem Herzen folgen und alle Wörter rauslasen, weil, sie müssen RAUS weil sonst, explodiert mein Herz. Ich liebe euch alle so, so, so sehr. Bussi bussi Küsschen, hab Euch so lieb! Bis zum nächsten Mal!! Ganz bald!1!11! <3
