Die auxkvisite Meinung zum Gendern hast du bestimmt mitbekommen: Mein Artikel dazu hat damals schwippschwappende Wellen geschlagen. Danach wollte ich in das ganze Thema nicht mehr Energie stecken, nicht so sehr wegen der nassen Füße, sondern vor allem nach dem Motto „Energie folgt der Aufmerksamkeit“. Denn NEIN, ich möchte nicht mehr Energie in dieses Thema fließen lassen. Denn das stärkt dieses Feld ja nur unnötig. Aber Fakt ist, dass es nach wie vor da ist und gefühlt noch dazu immer wilder und irrer wird: So hat in den letzten Tagen ein Moderator vor laufender Kamera seine Interviewpartnerin als „Krankenschwesterin“ bezeichnet. Derlei passiert immer öfter. Und im Öffentlich-Rechtlichen immer mehr und mehr.
Deswegen richten sich vor allem in diese Richtung gleich zwei aktuelle Petitionen: Sie fordern unter anderem, dass sich der ÖR wieder an den Auftrag hält, neutral zu berichten. Bekommen wir alle das noch hin – und die Kurve? Ich wünsche es mir so sehr!
Weil mir das Thema wichtig ist, verlinke ich die beiden Petitionen hier.
Natürlich alles ohne Auftrag und ohne Bezahlung.
1. Petition: Abkehr von der Gendersprache in Politik, Verwaltungen, Bildung und Gesetzgebung jetzt!
Direkt an den Bundestag richtet sich die Petition von Sabine Mertens. „Wir fordern von Politik, Verwaltungen, ÖR-Medien und Bildungseinrichtungen: Sprechen Sie unsere Sprache — die deutsche Einheitssprache. Niemand würde heute wohl die Notwendigkeit bestreiten, Rechte und Repräsentanz von Frauen und benachteiligten Minderheiten zu stärken und ihre Teilhabe an Ressourcen zu befördern. Dies alles gehört inzwischen fest zum Wertekanon westlicher Demokratien. Strittig ist jedoch das Wie.“ Sie erinnert auch die öffentlich-rechtlichen Medien an ihren „im Medienstaatsvertrag festgehaltenen Bildungsauftrag und die Pflicht zu weltanschaulicher Neutralität“. Im weiteren Text der Petition kommen Argumente, wie ich sie damals im Artikel auch gebracht habe: Dass Gendern sexistisch ist, Missstände und Spaltung fördert. Nur, dass im Petitions-Text alles eine spur sachlicher und fachlicher klingt.
2. Petition: Linguistik vs. Gendern: Wissenschaftler kritisieren Genderpraxis des ÖRR
Im Aufruf von Fabian Payr finden sich zahlreiche Linguisten, also Leute, die es wissen müssen. Wobei in diesem Aufruf klar gesagt wird: „Die Unterzeichner sind sich im Klaren darüber, dass das Thema Gendern auch in der Sprachwissenschaft kontrovers diskutiert wird.“ Ich finde es spannend, dass von dieser Seite die Tür in die andere Richtung geöffnet wird – während sie von der anderen meistens zugeschlagen, wenn nicht gar auf die Nase geknallt wird.
Man bemüht sich hier um offenen Diskurs, der fachlich, ruhig und neutral geführt wird. Und mal im Ernst: Wenn hier diverse Sprachwissenschaftler (!) unterzeichnen, kann das so verkehrt nicht sein! Unterzeichnen können auch andere/alle Leute, es reicht hierzu eine Email an Fabian Payr. Alles Weitere dazu auf der Website.
Fabian Payr ist der Autor des Buchs „Von Menschen und Mensch*innen“, aus dem ich im Artikel für das inklusive Substantivum öfter zitiert habe. Es erschien dieses Jahr in neuer Auflage, wer es noch nicht kennt 😉
Jetzt gib aber mal Ruh!
Was ich an dieser Stelle auch schon wieder tu. 🙏
Weniger Digitales, weniger Dauerbeschallung ist etwas, das mir gerade sehr gut tut. Deswegen ist es hier und auf allen Kanälen (wie Instagram) gerade etwas stiller.
Titelbild: Alfons Morales / Unsplash
2 Kommentare
Gernder ist in meine Augen total falsch.
Aber ein Petition gehört in https://www.change.org
Da hast du beiderseits recht; es ist echt schade, wie schleppend die Petition läuft. Ich kenne leider die Gründe nicht, warum sich für eine andere Plattform entschieden wurde.