Manche Frauen meinen ernsthaft, Weihnachtsbäume mit Männern vergleichen zu können. Ich möchte mich für dieses menschen- und in seltenen Fällen weihnachtsbaumverachtende Verhalten entschuldigen und mit diesem Beitrag eindeutig davon distanzieren. Folgende Regeln gelten absolut und definitiv nur für Weihnachtsbäume. Wer mir anderes unterstellt, muss nächstes Jahr meine Lichterketten enttüddeln.
15 Regeln für den Traumbaum
1. Fake geht gar nicht.
Ein Plastikbaum ist hässlich, indiskutabel und eine Beleidigung für alle echten Weihnachtsbäume. Er verdient keinen Respekt, ja nicht einmal eine Existenzberechtigung.
2. Auf die Größe kommt es an!
Ein kleiner Baum geht ebenso wenig. Ich kann kniehohem Gewächs einfach nicht den nötigen Respekt zollen. Er mag süß aussehen, drollig und knuffig, aber: Eine Kugel dranhängen – und das war’s? Wie traurig! Diese Meinung muss mir jeder Weihnachtsbaumverkäufer lassen. Ich lasse ihm ja auch seine, der unverschämte Preis für einen Baum wäre total gerechtfertigt, und suche nach einem hohen, schlanken, edlen, eben wunderschönen Baum. Leider nicht so ganz groß, wie ich es gerne hätte, wegen 3., 5., und 7..
3. Vergesst sämtliche Ideale.
Der perfekte Weihnachtsbaum ist selten so, wie wir ihn uns vorgestellt haben. Hören wir doch zur Abwechslung auf unser Gefühl – und nehmen den, der uns das beste macht. Wir lassen dieses Wohlig-Warm-Weiche auf Magenhöhe zu und vertrauen ihm. Ja, auch wenn der Baum klein ist oder ein bisschen schief. Oder wenn, ach!, … siehe 8.
4. Nehmt den besten ersten, der Euch gefällt.
Wenn Euch ein Baum richtig gut gefällt, ist es dann ist wirklich notwendig, sieben weitere akribisch zu begutachten? Stellt Euch vor, da kommt eine blöde Kuh und schnappt Euch DEN einen besten ersten vor der mittlerweile gut geröteten Nase weg. Also: „Greift zu, sonst nimmt’s Euch ein andrer fort.“ (nach Balu aus „ Probier’s mal mit Gemütlichkeit“)
5. Schleppt! Ihn! Ab!
Traut Euch selbst ruhig etwas zu! Ich trug dieses Jahr einen Baum, fast so groß wie ich, mit einer Hand und mit der anderen eine Tasche voller Geschenke. Toll, was? Und nein, ich bin kein Muskelprotz, im Gegenteil. Ich wollte diesen Baum. Das gibt Kraft. Wir haben in der Tram sogar Ästchen gehalten.
6. Plant genügend Zeit ein.
Wenn wir einen Baum mit nach Hause nehmen wollen, lassen wir uns genügend Zeit. Wir genießen es, ihn auszusuchen, seine weichen Nadeln zu streichen und unauffällig an ihm zu schnuppern. Auch, wenn wir uns schon so sehr aufs Schmücken freuen, rennen wir nicht im Galopp nach Hause (das geht wegen 5. eh nicht). Wofür das gut ist? Für die Vorfreude.
7. Schafft dem Baum Raum.
In meine kleine Wohnung passt kein Baum: Da sind die Schrägen, alles ist vollgestopft mit Möbeln, die vollgestopft mit Zeug sind. Als ich mich dennoch für einen Baum entschied, trug ich ohne lange zu überlegen den fetten Sessel vom Wohnzimmer in den Speicher – et voilà! Willst Du wirklich einen Baum, dann hast Du auch den Platz für ihn.
Lass ihm dann genügend Raum zur Entfaltung. Ihr wollt ja nicht ständig aneinander stoßen.
8. Bleibt offen für Überraschungen & feiert seine Macken!
Voller Vorfreude entkleidete ihn aus seinem billigen Netz – und sah, dass er einen flachen Arsch hat. Aber: Das ist perfekt! So passt er ganz genau vor mein Bücherregal. Und, wer weiß, ob er nicht auch ein bisschen enttäuscht war, dass ich … aber lassen wir das.
9. Seid geduldig mit dem Ständer.
Manchmal braucht es ein Weilchen. Es bringt nichts, den Baum anzuschreien, dass er doch bitte endlich gerade stehen soll. Ich würde jetzt gerne das antiquierte, leicht verrostete, aber immer noch sehr gut greifende Drei-Schrauben-Zwing-System erwähnen, das sich, bedient man es nur mit genügend Kraft, mit einem leisen Knarzen tief in den Stamm bohrt (ich weiß dann nicht, ob die Schrauben ächzen oder der Baum), aber das lasse ich lieber, weil das einigen beim Lesen eventuell Schmerzen bereiten könnte.
10. Geht Kompromisse für ihn ein!
Soll der Baum stehen bleiben – wenn auch etwas schief –, muss ich vorübergehend auf Yoga im Wohnzimmer verzichten. Erstens, weil ich den Baum lieber mache, ohne dass einer auf mich fällt, und zweitens, weil er mir den Blick zum Computer versperrt. Also praktiziere ich in dieser Zeit Yoga ohne Youtube-Anleitung im Schlafzimmer. Und merke: Das ist ja auch ganz gut. Vielleicht sogar besser?
11. Respektiert den Baum und seine Eigenheiten!
Ja, ich habe über all die Jahre tollen Schmuck gesammelt. Und jedes Jahr kommt etwas Neues hinzu. Beim Schmücken fange ich dennoch langsam an, erst mit der einen Sorte Kugeln, dann erst folgt die nächste. Und ich hoffe, der Baum flüstert mir zu, was er magt. Er kreischte auf, als ich einen Strohstern in der Hand hielt. Dann eben nicht.
12. Vergleicht ihn niemals (!) mit Den Bäumen Eurer Vergangenheit.
„Früher war mehr Lametta!“ – na und? Wer sagt, dass der Baum dieses Jahr genau so wie der letzte sein muss? Damit will ich meine alten Bäume nicht dissen: Ein jeder von ihnen war damals genau der Richtige für mich. Aber Zeiten ändern sich. Und mich. Es zählt nur der Baum der Gegenwart, der ist immer der Schönste.
13. Scheißt auf Trends, Traditionen und was andere sagen!
Vielleicht ist dieses Jahr Rot-Lila-Gold angesagt. Jeder hat einen rot-lila-goldenen Baum, und alle sagen sie stolz, dass er so rot-lila-gold ist, weil das ja so „in ist“ und vor allen Dingen, weil das ja „so sein muss“ – Rot-Lila-Gold ist das Einzige, das zählt! Das haben doch alle so, das ist einfach so, Punkt. Macht Spaß. Nicht.
Aber mein Schmuck ist Türkis. Und Weiß. Und Bernstein. Und ein bisschen Kupfer. Auf dem Spitz trohnt ein Fuchs. Mein Baum ist deswegen nicht schlechter – er ist anders. Er ist meiner. Wenn ein Weihnachtsbaum lustig aussieht, ist das nicht zum lachen, sondern charmant!
14. Lasst ihn nicht zur Gewohnheit werden.
So wunderschön er auch ist – steht der Baum erst mal länger, komme ich vielleicht in Versuchung, ihn als Möbelstück wahrzunehmen. Er ist aber mein lieber, toller Weihnachtsbaum. Er ist der Baum, den ich ausgesucht haben, weil er mein Herz so schön hüpfen ließ. Er ist der Baum, für den ich den ollen Sessel quer durch die Wohnung geschleppt und dabei die Parfums von der Kommode gefegt habe. Es duftet im Flur noch immer etwas übermotiviert. Er ist der Baum, für den ich Yoga im Schlagzimmer mache, wo gar kein Platz dafür ist. All das mache ich mir oft bewusst. Fünfmal am Tag ist zu wenig.
15. Akzeptiere seine Schattenseiten.
Es gibt keinen Baum, der nicht nadelt.
Willst du so einen, dann hol Dir ein Fake ins Haus. Alle anderen umarmen an dieser Stelle ihren Lieblingsbaum.
Liebe Leser, Leserinnen, große und kleine Bäumchen!
Ich wünsche Euch allen eine schöne Weihnachtszeit voller Liebe ?
Die ist da. Egal ob mit oder ohne Baum.