Manchmal kommen auf auxkvisit.de Themen, mit denen keiner gerechnet hat – einschließlich mir. Das aktuelle Thema hätte ich mir gerne erspart, kommt es doch daher, dass ich vor Kurzem Zahnschmerzen von einem anderen Stern hatte. Das Gute für dich: Ich bin jetzt auf eine Sache gestoßen, die enorm zur Zahngesundheit beitragen kann. Das süße Zaubermittel ist in Deutschland gar nicht sooooo bekannt. Oder hast du schon mal von Xylit gehört?
Der obligatorische Disclaimer
Ich bin keine Medizinerin und biete dir hier keine gesundheitliche Beratung oder gar Dienstleistung. Was ich schreibe, kann ich nicht bis in die Tiefen verifizieren, dafür fehlt mir das Wissen. Es ist lediglich eine spannende Information, die ich mit dir teilen möchte, da ich sie für ungemein wertvoll halte. Ob und wie das für dich passt, musst du für dich selbst herausfinden. Wenn du dir unsicher bist, sprich mit dem Arzt deines Vertrauens darüber!
Xylit – waaaaas?
Das gar so chemisch klingende Xylit ist ein Zucker, der aus dem Holz der Birke gewonnen wird. Deswegen auch sein Name „Birkenzucker“. Entdeckt hat es der spätere Nobelpreisträger Emil Fischer 1890. Daher auch das „xyl“ (griech. Holz) im Namen – man denke nur ans Xylophon!
Das aus dem Holz isolierte Xylit – oder auch Xylitol – ist somit ein natürlicher Zuckeralkohol. An der Stelle kannst du dir gleich merken oder wieder auffrischen: Jedes „-ol“ ist ein Alkohol. Xylit kann auch aus Maiskolbenresten (Maisspindeln), Stroh oder Getreidekleien gewonnen werden.
Halten wir fest: Natürlicher Ursprung, leider ein notwendiger chemische Prozess, um den Zucker herauszubekommen. Letzteres ist vor allem für die echte Zucker-Lobby ein gefundenes Fressen: Ihr Zucker ist ja soooo natürlich! Ja, aber ihrer ist halt ultraschlecht für die Zähne. Birkenzucker aber nicht – ganz im Gegenteil …
Zucker für die Zähne?
Das klingt erst einmal komplett gaga und kontraintuitiv: Aber Xylit schützt tatsächlich effektiv vor Karies. Auf den süßen Zucker stürzen sich nämlich Karius und Baktus mit Vergnügen. Solange macht Xylit allen Beteiligten noch Spaß. Denn es schmeckt auch echt gut und hat nicht diesen komischen Nachgeschmack wie zum Beispiel Stevia.
Und dann wird es fies: Die Bakterien, die sich mit der allergrößten Begeisterung auf den Birkenzucker gestürzt haben, können ihn nicht verstoffwechseln: Sie platzen deswegen! Klingt glatt gemein, aber immerhin hatten sie einen schönen Tod … Neben dieser antikariogenen Wirkung reduziert Xylit die Belege, macht also der Plaque den Garaus. Ist das nicht tiptop?
Wer regelmäßig Xylit konsumiert, verbessert seine Mundflora nachhaltig.
ist das nicht geil?
Von einem Mediziner habe ich nun sogar erfahren, dass all seine Zahnarzt-Freunde ständig Xylit-Kaugummis kauen! Und dass sie gar sagen: „Wüssten alle, dass es das gibt, wären wir arbeitslos.“ Wer bereits Keramik-Plomben hat, ist glatt im Vorteil: Das soll mit Xylit eine Verbindung eingehen, dass der Zahn sukzessive immer noch mehr geschützt wird.
Das sind jetzt Infos, die ich unter der Hand erhalten habe. Weil du sicher noch ein paar Fakten bzw. etwas nachlesen willst, gibt es da einiges: Die Wirkung von Xylit auf Karies wird in Skandinavien bereits seit den 1970ern erforscht.
- Pharmazeutische Zeitung: Xylitol – Zuckeraustauschstoff gegen Karies
- Information Mundgesundheit: „Xylit reduziert die Plaquebildung und hemmt das Wachstum von Kariesbakterien wie dem Streptococcus mutans.“
- Turku-Studien: Original-Studie
Aufpassen muss man dann doch …
Nun gibt es leider nix auf dieser Welt ganz ohne Nebenwirkungen, und eine von Xylit muss mindestens erwähnt werden: Gerade anfangs, wenn es der Körper noch nicht gewöhnt ist, kann es abführend wirken. Den Satz kennst du bestimmt auch von anderen zuckerfreien Kaugummis: „Kann bei übermäßigem Konsum abführend wirken“. Aber wer ist schon so bescheuert und frisst eine ganze Packung auf einmal?
Die Menge macht das Gift!
paracelsus und viele andere schlaue
Wer so bescheuert sein könnte, ist vielleicht dein gefräßiger Hund. Da musst du nun echt mehr als vorsichtig sein: Denn für Hunde ist Xylit hochgradig giftig. Katzen wiederum können Xylit verstoffwechseln und haben dann auch weniger Zahnbelag. Bevor du nun fleißig Xylit übers Katzenfutter streust, sprich aber lieber bitte mal mit deinem Tierarzt …
Ebenfalls verboten ist Xylit für: Rinder, Ziegen, Kaninchen (Quelle)
Wie komm ich nun an Xylit?
Ich habe in einem süßen kleinen Reformhausladen in Augsburg-Pfersee meinen Birkenzucker gefunden: Einerseits direkt im Zuckerregal für mehr als stolze acht Euro für 500 Gramm. Das Kilo wird dann etwas günstiger, aber ich will mich erst einmal herantesten und vielleicht auch mal eine Zahnpasta daraus machen.
Kaugummis habe ich in demselben Laden gefunden. Du kannst diese kaum übersehen, weil auf ihnen riesengroß „Xylit“ steht. Ich mag gerade die mit Pfefferminz von Birkengold und schleppe sie nun ständig mit mir herum. In der Arbeit habe ich sie auch gebunkert. Denn eben genau das sind die fiesen Momente in deiner Mundhöhle: Wenn du nach dem Schnabulieren nicht gleich die Zähne putzen kannst. Kaugummi reinigt die Zähne ohnehin grob mechanisch, bei Xylit kommt der tolle Osmose-Bakterien-Killer-Effekt dazu!
Xylitol in Zahnprodukten
Meine intuitive Entdeckung freut mich ganz besonders: Schon länger verwende ich für meine empfindlichen Beißerchen die Serie von Biorepair / heute Bioniq®. Damals vor allem deswegen, weil es eine der wenigen Zahnpasten ohne Fluorid ist.
Die recht neue Zahnmilch wirbt damit, Lactoferrin und Hyaloron zu enthalten: Beides super Stoffe für die Zahngesundheit. Das Trägermittel ist nun aber ein ganz anders, das ich nicht näher erwähne, weil Bioniq® schon ihren Grund haben werden, dass sie das nicht groß anteasern. Solltest du die Flasche in der Drogerie stehen sehen, lies einfach mal selbst in die Incis rein … 🙃
Wenn du eine Zahnpasta mit Xylit suchst, kannst du ganz einfach eine selber machen.
Hintergründe & weitere Infos
Gestoßen auf Xylit bin ich auf meiner Recherche, wie ich noch besser mit meinen Zähnen umgehen kann. Auf YouTube gibt es einen tollen Kanal der Zahnärztin Dr. Andrea Jacob, worüber ich eben auch auf Xylit gestoßen bin. Wer sich eigenverantwortlich um seine Beißer kümmern will, guckt sich da am besten auch mal um: Warum eine Zahnpasta gar nicht soooo wichtig ist und worauf es viel mehr ankommt, erfährst du bei ihr.
Kanntest du Xylit?
War das jetzt alles für dich ein alter Hut – oder bist du auch schier aus den Latschen gekippt? Ich feiere diese Neuentdeckung immer noch total!
Die Lösung kann so einfach sein – wenn man sie nur kennt!
Gerade für Kinder ist das eine tolle Sache: Es gibt auch Bonbons aus Xylit! Bitte achte auch da besonders auf die Dosierung, damit der tolle Effekt vom Birkenzucker nicht in die Hose geht 😉
Es liegt in deiner Hand!
Informier dich selbst weiter: Ob Xylit für dich in Frage kommt, merkst du nur, wenn du es selbst ausprobierst. Es kann – natürlich – wie bei jedem Mittel Intoleranzen geben, vor allem, wenn du ohnehin zu Allergien neigst. Ich traue mich nach meiner ersten Recherche an die These heran: Schlimmer als echter Zucker ist Birkenzucker keinesfalls! Wenn ich daran denke, was Zucker mit dem Insulinspiegel und eben den Zähnen anstellt …
Wenn du ohnehin nach Alternativen zum Süßen suchst, check Xylitol mal aus – es hat darüber hinaus auch weniger Kalorien.
4 Kommentare
Zucker der gut ist für die Zähne? Damit habe ich nicht gerechnet. Trotzdem ein sehr interessanter Tipp, danke!
Liebe Miriam Lochner,
vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel über Xylit als natürliche Alternative zu herkömmlichem Zucker und dessen Vorteile für die Zahngesundheit. Mich würde interessieren, ob es spezielle Anwendungsempfehlungen gibt, um den maximalen Nutzen aus Xylit zu ziehen, ohne die erwähnten Nebenwirkungen zu riskieren. Haben Sie persönliche Tipps, wie man Xylit am besten in den Alltag integrieren kann?
Beste Grüße,
Stephan
Hallo Daniela, danke für deinen Kommentar und sorry für die späte Reaktion! Ich war ein bisschen blog-faul die letzte Zeit … 🙈
Ja gell, dass ein Zucker echt gut sein kann, kann man gar nicht glauben. Immer wieder erstaunlich, was uns da die Natur von sich aus anbietet! Auch wenn wir da ein bisschen nachhelfen müssen, dass wir das einfach so in unseren Kaffee streuen können.
Lieber Stephan, vielen Dank für den Kommentar Ihrerseits!
Ich bin leider überhaupt keine Expertin. Effektiv gesundheitliche Tipps kann und darf ich gar nicht geben. Ich persönlich fahre mit Xylit-Kaugummis oder der erwähnten Zahnpflege ganz gut. Wenn ich reichlich Xylit konsumiere und in hohen Mengen schlucke, geht mir das vermutlich doch zu sehr auf den (empfindlichen) Magen. Aber da bin ich auch noch am Ausprobieren …
Von daher bitte ich Sie, auf Ihr persönliches Körpergefühl zu achten: Wenn man gut hinhört, merkt man schon ganz gut, wie viel man sich da zumuten kann.