„You’re a runner“ ist mein liebster Song von Me and My Drummer. Eine meiner liebsten Filmszenen: Als Forrest losrennt und seine Schienen sprengt. Lauf, Forrest, lauf! Ja, Laufen hat was, es versprüht den Eindruck von so viel Energie. Bei anderen. Ich habe Joggen im Schulsport gehasst und war froh, wenn ich es vor Sonnenuntergang zurück in die Umkleidekabine geschafft habe. Trotzdem besitze ich nun seit ein paar Stunden Laufschuhe, um mit dem Laufen anfangen zu können. Macht Sinn. Nicht?
Warum laufen?
Im Alter wird man nicht nur klüger, sondern spürt es auch eher im Rücken. Und wird ein Schlaffi. Vor allem, wenn man viel – ach was, fast ständig! – vorm Computer sitzt und nicht für Ausgleich sorgt.
In meinem Job als Grafikdesignerin ist das der Fall: 90% der Zeit starre ich in meinen iMac. Ich verfüge zwar über den unverschämten Luxus eines elektrischen Stehtisches, bemerke aber meistens erst am Abend wenn ich den Rechner herunterfahre, dass ich meinen Tisch den ganzen Tag über um keinen Millimeter hochgefahren habe. Die vermeintliche Lösung: „Ach, an deine Gesundheit denkste in der Freizeit.“ Die bei mir zu einem großen Teil aus Bloggen besteht. Finde den Fehler!
Es wird kein Zufall sein, dass viele meiner Lieblings-Blogger laufen: Seppo, Dampfbloque, Criticalpixie läuft sogar mit ihren Hunden. Als Ausgleich zum ewigen Sitzen und der Arbeit drinnen scheint Laufen Vielen viel zu geben. Also dann: Ich versuch es einfach mal. Es scheint mir unter allen Ausdauer-Sportarten die Erträglichste: Schwimmen würde mir mehr Spaß machen, aber dafür ist es derzeit viel zu kalt. Und dabei kann man nicht Me and My Drummer hören.
Exkurs: Vom auxkvisiten Sporthass
(Kann man lesen, muss man aber nicht.)
In Sportunterricht hatte ich immer eine Drei. Und jeder weiß: eine 3 in Sport wäre in jedem anderen Fach eine 6.
Zum Glück war ich nie die Schlechteste, sondern lediglich ein fester Bestandteil des Trios „Die Erbärmlichen“. Die Sport-Loser, die immer am Schluss ins Team gewählt wurden – wenn sie überhaupt mitgemacht haben. Oft saßen wir am Rand und guckten nur zu. Die eine hatte Knieschmerzen, die andere Schnupfen, die dritte das fünfte Mal in diesem Monat ihre Periode. Bundesjugendspiele? Ich bin krank. Schon wieder, ach komisch, naja …
Woher mein Sport-Hass rührt, weiß ich nicht. Ich war eben nie ein sportliches Kind, sondern eines, das lieber gemalt oder musiziert hat. Allerdings kletterte ich gerne Bäume, Schränke und Wäschestangen hoch und zog den Sommer über quasi im Schwimmbad ein. Es hätte also Potenzial bestanden für ein sportliches Mich, aber diese Disziplinen spielten im Schulsport leider nie eine Rolle. Kletterte ich wie ein Äffchen mühelos die Stangen hoch, hieß es nur: „Falsche Technik!“
Nach dem Abi verweigerte ich daher konsequent jeden Sport. Mit 19 kann man sich das ja auch noch ganz gut leisten: Mein Rücken muckte nicht, die Figur war superduper, ich konnte mir jeden Tag eine Tafel Schokolade reinpfeifen, ohne auch nur irgendwas zu merken. Aber dann war ich irgendwann Mitte 20, der Rücken machte so „Aaaah“ und ich so „Iiiih“, als ich meinen Bauch anguckte. Wir meldeten uns im Fitness an, mein Rücken, Bauch, eine Freundin und ich. Und auch wenn das nicht wirklich Spaß machte, zeigte es mir langfristig doch: So blöd ist Sport gar nicht mal. Aber blöd, wenn man ihn nur drinnen machen kann. Also raus. Raus mit dir. Laufschuhe angezogen und: Einfach machen! Aber wenn man mit dem Laufen anfangen will, tut man sich dann nicht so schwer wie ein Baby, das seine ersten Gehversuche macht?
Mit dem Laufen anfangen braucht vor allem: Disziplin
Mit diesem Hintergrundwissen rund um meine Unsportlichkeit kannst du nun nachvollziehen können, wenn ich sage: Mein hehres Ziel lautet erstmal einfach nur „Durchhalten“. Nicht mehr und nicht weniger.
Mir geht es nicht darum, schnell zu sein oder einen Marathon zu laufen. Ich werde Ommis an Rollatoren an mir vorbei ziehen lassen und mich davon nicht demotivieren lassen, sondern ihnen freundlich zuwinken. Kilometer und Zeit sind erst mal egal. Es zählt nur, dass ich es mache. Fertig.
Ich muss zugeben: Andere Läufer zu sehen hat mich bislang immer abgeschreckt. Die gucken meistens so verkniffen und unglücklich drein. Me and my drummer haben schon recht, wenn es da heißt: „Why do you wanna kill yourself?“ Das soll Spaß machen? Andererseits weiß ich auch nicht, welche Grimasse ich ziehe, wenn ich Yoga mache. Wie etwas ist, merkt man eben doch erst, wenn man es macht. Also lauf, Miriam, lauf! Aber nicht mit deinen ollen Chucks.

Vor dem ersten Lauf: Der Kauf
Der Runner’s Shop in der Bäckergasse
Auch als totaler Newbie kommt man schnell dahinter: Richtige Laufschuhe sind das Wichtigste. Um nicht zu sagen: Alles! Du willst dir mit dem Laufen ja nichts kaputtmachen – an deinen Füßen oder am kompletten Gestell.
Fragt man Augsburger, wo sie ihre Laufschuhe her haben, kommt fast immer dieselbe Antwort: Bei Runner’s Shop in der Bäckergasse. Und seit heute Nachmittag verstehe ich auch, warum.
Meine Verkäuferin war irre freundlich und kannte sich super mit Füßen und Schuhen in all ihren Formen aus. Für meine schmalen Füße kamen nur wenige Modelle überhaupt in Frage. Nach drei Paaren in unterschiedlichen Größen und mit unterschiedlicher Schnürung hatten wir mein Modell herausgefunden. Gedauert hat das aber gefühlt doch mindestens eine halbe Stunde, inklusive Vorgespräch. Alles in sehr netter Atmosphäre: Wir machten uns über die vielen pinken Schuhe lustig, die das Frauen-Regal dominieren. Meine sind nicht pink. Sie sind neonkorallpink. Seufz. Immerhin so schlimm, dass sie schon wieder cool sind.
Zum Glück war mir schon klar, bevor ich auch nur einen Fuß in den Runner’s Shop setzte, dass ich dort sehr viel Geld für etwas sehr Hässliches lassen würde. Da zählt ja nicht die Optik, auch wenn die Verkäuferin grinste, dass einige Damen mit der VOGUE hineinspazieren würden und dann gerne dieses und jenes Modell hätten, nur weil sie es so schön finden. Aber nur nicht in einer Größe jenseits der 40! Das wäre ihnen viel. Zu. Peinlich.
Ich habe jetzt 40,5 anstatt 38. Meine Füße sind also offiziell fett 😉
Und das zweitwichtigste zum Laufen?
„Am wichtigsten sind die Schuhe. Und am zweitwichtigsten: ein guter Sport-BH!“ Beim Laufen dürften sich die Brüste nicht, aber auch wirklich gar nicht mitbewegen, hieß es im Laden. Meinen Einwand, dass da sich schon deswegen nichts bewegen kann, weil da kaum was ist, ließ die Verkäuferin nicht gelten. Ich hoffe, mein bisheriger Sport-BH reicht; auf einen Shake-Your-Boobies-Test im Laden habe ich wenig Lust. Auch wenn da die Beratung sicher auch super ist. Denn da haben sie ja alles, was Läufer/innen so brauchen, also nicht nur die vielen viel zu bunten Schuhe, sondern auch BHs und und und. Für Beratung kann man jederzeit vorbeikommen. Und wenn ich es daheim schon wieder vergessen hätte, wie die Marathonschnürung ging: Das gäbe es auch auf Youtube.
Es geht lo-hos!
Da ich gerade Urlaub habe, kann ich gut testen, welche meine Lauf-Zeit ist. Ich tippe auf den frühen Abend: Um vor dem ersten Kaffee loszulaufen, bin ich doch viel zu sehr Eule. Und fürs Laufen wird das aktuelle dumme Herbstwetter nur zu gut sein.
Meine Vorfreude ist entsprechend verhalten. Zum Glück überwiegt die Neugier: Werde ich mich besser fühlen, wenn ich regelmäßig laufe? Wie wird sich das auf meinen Körper und meine Psyche auswirken? Hilft das echt so gut gegen Stress? Ziehe ich es überhaupt durch oder pfeffere meine Korallpinkis demnächst einmal quer durch die Wohnung oder schleudere sie mit Hilfe der Sport-BHs gleichauf das Dach des Nachbarhauses? Ich bin gespannt. Und höre „You’re a Runner“. Nur, dass diesmal ich es bin. Why do I wanna kill myself? Ich weiß es nicht.
Ein paar Worte nach dem ersten mal Laufen
Tatsächlich ging es ans Eingemachte, bevor dieser Artikel online ging.
Ich bin heute das erste mal „gelaufen“: Wäre ich in meinem gewohnten Tempo gegangen, hätte ich sicher ein höheres Tempo gehabt. Aber ums Tempo sollte es mir ja nicht gehen.
Ich lief – Anfängerfehler – anfangs gleich mal etwas zu schnell, weil die Schuhe so schön von unten pushten und ich dachte: Na also, geht doch! Kam ins Schnaufen, drosselte mein Tempo (ergo: ich ging), lief wieder etwas, drosselte, lief wieder etwas, erfreute mich an einer in einer Pfütze badenden Amsel, einem straciatella-geflecktem Storch und zwei schönen Pfauenaugen. Kann sein, dass es nur ein Pfauenauge war, und der mich einfach überholt hatte. Eine hübsche Strecke habe ich gefunden und kann mich an viel Natur erfreuen – vielleicht zu viel, weil ich dann lieber gucke. Aber dieser Begriff hatte mich überhaupt neulich überzeugt, das mit dem Laufen anzugehen: Ich solle es einfach als Spazierenlaufen betrachten. Mal sehen, wie lang ich durchhalte und ob daraus eines Tages doch noch ein laufiges Laufen wird.

Runner’s Shop in Augsburg: Kurz & knackig
Alle Infos zum Runner’s Shop findet Ihr hier auf ihrer Website.
Adresse: Bäckergasse 1
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 16 Uhr.
– Namensnennung unbezahlt –
Titelbild © Stocksnap