Landsberg am Lech hat mich vor einigen Wochen in nur wenigen Stunden mit seinem märchenhaften Charme verzaubert. So sehr, dass ich jetzt endlich darüber berichten muss. Das Wetter hat mir leider einen Strich durch die geplante Route gemacht und mag hier den Eindruck der Fotos etwas trüben – dafür gibt es jedoch ein paar heiße Empfehlungen.
Losgezogen bin ich nämlich mit ein paar Tipps von einem, der dort aufgewachsen ist und es also wissen muss. Die Hotspots findest du in der Karte am Schluss. Zusätzlich bin ich mehr oder weniger zufällig über ein paar hübsch Sachen gestolpert. Das geht dort nämlich einfach: Ganz intuitiv die Stadt erkunden. Ankommen und sich einfach treiben lassen – und das nicht nur wegen der imposanten Wasserfall-Fluten, die einen gleich zu Beginn Willkommen heißen (siehe Titelbild).
Landsberg am Lech ist übersichtlich, also zumindest der Altstadt-Kern. Man kann also gar nicht vom Weg abkommen – man macht sich eben seinen eigenen.
Einmal von Augsburg nach Landsberg am Lech, bitte!
Die Zugfahrt von Augsburg nach Landsberg am Lech dauert etwa zwei Stunden. Am Bahnhof angekommen, befinde ich mich auch schon fast am Ort des Geschehens: Der Bahnhof liegt nur wenige Minuten fußläufig zur Lechbrücke – und von da aus ist man auch schon gleich am Hauptplatz.
Hier bekommt man einen guten ersten Eindruck, was einen in dem Städtchen erwartet: Unmengen charmanten Altbaus, der einerseits filigran und zart anmutet, aber mit immer wieder eigenwilligen Unregelmäßigkeiten irritiert. Eine Altstadt mit Charakter eben.
Hipster oder Hexen?
Ich folge der unnachgiebigen Kurve der Hauptstraße und lande erst einmal am Schmalzturm. Der ist ein guter Ausgangspunkt für zwei coole Optionen – weniger cool ist nur, dass es ab sofort nur noch im 45°-Winkel bergauf geht: Direkt ins „Hipsterviertel“ (so wurde es mir angepriesen, weil sich dort kleine coole Kunst-Läden tummeln) entlang der Alten Bergstraße – oder entscheide ich mich doch lieber für den Weg ins Hexenviertel?
Was ich weniger kenne, reizt mich natürlich mehr. Und so lasse ich mich von den hohen, spitz zulaufenden Bauten beeindrucken. Wirken sie nur so hexenmäßig, weil das Gässchen gar so schmal ist? Die dunklen Holzfassaden tun das ihre, die dunklen Regenwolken noch viel mehr.
Hexenviertel mit Schmalzturm im Hintergrund Schwindelerregende Bauten im Hexenviertel Was sich dahinter wohl verbirgt? … okaaayyyy …
Place to be, nicht nur wenn’s regnet:
Café Zirnheld
Nach ein paar Minuten im Hexenviertel reicht es mir; und da es nun wirklich stark zu regnen beginnt und ich ohne Regenschirm und -jacke unterwegs bin (never trust your weather-app!), wähle ich blindlings die nächste gefühlte Querverbindung zur Alte Bergstraße. Und – hex, hex! – ich komme direkt beim Café Zirnheld heraus, in das ich ohnehin wollte.
Dort ist es trocken und angenehm leer. Mehrere Tische sind reserviert; solange aber niemand da ist, kann ich Kuchen und Cappuchino ganz in Ruhe und alleine genießen. Ich bin mir sicher, dass das Café zu anderen Tages- und Nicht-Corona-Zeiten bestimmt ein Ort für lebendige Konversation zwischen dampfenden Kaffeetassen ist. Ein paar Leute plaudern im vorderen Bereich des Cafés, sie sitzen schon bedeutend länger, als der Regen fällt. Das Grüppchen, das draußen bereits zu Mittag isst, hat den Sonnen- in einen Regenschirm verwandelt.
Über den Dächern Landsbergs
Der Regen ist verklungen, mein Magenknurren auch. Ich tigere die restliche Alte Bergstraße hinauf und entscheide mich, den verschlungenen Gässchen links davon hinein auf das Plateau zu folgen. Womöglich ist an dieser Entscheidung eine Katze schuld: Die laufen in Landsberg am Lech überall herum. Ich orientiere mich an ihnen wie Alice am weißen Kaninchen.
In diesem Wunderland staune ich erst einmal über eine Haustür im Dachspitz. Das scheinbar Verrückteste macht durchaus Sinn, wenn man nur von der anderen Seite hinblickt. Mittlerweile scheine ich mich in ordentlicher Höhe zu befinden – wenn ich auf die Stadt blicke, sehe ich nur noch Dächer.
Fancy 3D-Art anno dazumal in der Heilig-Kreuz-Kirche
Eher zufällig lande ich vor der Heilig-Kreuz-Kirche.
Erst zieht mich die imposante, angenehm schmucklose Außenfassade in ihren Bann. Innen starre ich minutenlang irritiert auf das weiße Kreuz überhalb des Altars, das zuverlässig zurück starrt (siehe Video). Big father is watching you: Egal, wohin ich auch gehe, das Kreuz wendet sich immer in meine Richtung. Ich fange schon an, daran zu zweifeln, ob es überhaupt gemalt ist, und renne mehrmals auf- und ab. Faszinierend, zu was die Künstler damals imstande waren.
Von der Kirche zurück ins Zentrum lasse ich mir den Weg wieder von einer Katze weisen. Sie verschwindet zwischen ein paar Bäumen, ich folge ihr und stelle erstaunt fest, dass es sich hier um einen Wald inmitten der Stadt handelt. Als die Katze verschwunden ist, genieße ich den Blick über Landsbergs Dächer, diesmal gesäumt von regenschwerem Laubwerk.
Irgendwann zieht es mich wieder zurück in die Zivilisation, und von da aus regen- und suchtbedingt schnurstracks in den nächsten Bücherladen. Was so schlimm nun auch wieder nicht ist. So ist wenigstens gesichert, dass ich kurz darauf nicht alleine essen muss.
Italienisches Flair mitten in Bayern
Das neue Buch und einige hübsche Postkarten begleichen mich ins Café Villa Rosa. Hier könnte ich wie die aufgeregt-dauerplappernde Rentner-Gruppe am Tisch gegenüber wieder Kuchen essen, aber für mich darf es nun lieber ein Flammkuchen mit Gorgonzola und Birne sein. Diese Kombination kannte ich bislang nur in Kombination am Kartoffel-Auflauf und nicht auf zart-knackigem Flammkuchenteig. Das passt aber auch perfekt! Auch sehr zu empfehlen: Der Espresso. Irgendetwas füsterte mir, einen zu bestellen. Ich trinke sonst nie Espresso.
In dem netten Bistro kann man es sich gut gehen lassen. Nur wer mal muss, der muss den Kopf einziehen, wenn er die Treppe hochgeht: Anrempelgefahr! Und wieder einmal merkt man, was der einzige Nachteil an dem märchenhaften Städtchen ist: Er ist eben einer der kleinen, niedrig gebauten Sorte. Insofern besteht keine akute Gefahr, dass ich aus Augsburg wegziehe. Die Mieten in Landsberg am Lech sind dann ja doch wiederum durchaus gewohnt bis übertrieben hoch. Also ja, ich gestehe, ich habe mich schlau gemacht. 😉
Und sonst so?
Leider habe ich nicht halb so viel ansehen können, wie ich es vorgehabt hätte. Eigentlich wäre da noch der Jungfernsprung gewesen, einige weitere Tore, der Wildpark natürlich und die Teufelsküche. Einfach mal so länger am Lech spazieren und dabei ein Eis verspeisen muss bei gutem Wetter natürlich auch gigantisch sein.
Das alels habe ich nun leider nicht geschafft, dafür aber einen Grund, bald wieder nach Landsberg am Lech zu fahren. Ich finde sicher auch zu Fuß hin, wenn ich immer nur irgendwelchen Katzen hinterherlaufe …
Zum Abschluss noch ein paar Impressionen
Wie bei allen Bilder-Galerien auf dieser Seite gelangst du in die bildschirmfüllende Galerie-Ansicht, wenn du ein einzelnes Bild anklickst.
Premiere vom neuen Galerie-Feature im „neuen“ Blogdesign – wie gefällt sie dir?
Typographie-Mix kurz vorm Hauptplatz Einfach die Gässchen entlang laufen klappt immer Auch ein Weg hinein in die Altstadt Handwerk im Salzstadl – erinnert etwas an die Fuggerei in Augsburg Alte Berstraße Kann von mir aus gerne bleiben Hier ist sogar der Müll schön Man kommuniziert gerne über Schilder Wer sagt, dass charmant nicht versifft sein darf? Traumhaus I Typische Straße in Landsberg am Lech Schmalzrutm Im Wäldchen mitten in Landsberg am Lech
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2 Kommentare
Oh, diese Bilder machen Richtung Lust auf mehr!
Vielen Dank dafür.
LG Barbara
Hallo Barbara, danke für deinen Kommentar! Das freut mich, wenn dir die Bilder Lust auf einen Ausflug nach Landsberg machen.
Streichel dann bitte eine Katze für mich mit!
LG Miriam