„Du hast mir schon eeewig nicht mehr gesagt, dass du mich liebst!“ – „Wieso, ich hab dich doch geheiratet?“–„Ja, aber das war vor 17 Jahren!“* Spätestens, wenn es hakt, wird klar, wie wichtig es ist, auch in Sachen Liebe miteinander zu sprechen: Damit man sich versteht, nahe kommt – und nahe bleibt. Wenig geredet wird bislang aber davon, dass es in der Liebe unterschiedliche Sprachen gibt. Nein, ich spreche hier nicht von den bekannten Sprachbarrieren à la Deutsch und Schwäbisch! Die fünf Sprachen der Liebe drücken aus, wie sich jeder ganz individuell in Sachen Liebe artikuliert. Und somit auch, welcher Liebestyp man ist. Wenn das mal kein ultra spannendes Thema ist! Es erklärt, warum es so oft knatscht in Beziehungen. Denn wenn der eine – sozusagen – viel Wert auf gestochen scharfes Hochdeutsch legt und der andere nur ein vernuscheltes Ur-Allgäuerisch beherrscht, ist es klar, dass es zu Missverständnissen kommen muss.
Aber was sind nun die fünf Sprachen der Liebe?
Die fünf Sprachen der Liebe
Die Art, wie man sich in Liebesdingen ausdrückt, gucken wir uns in der Kindheit von unseren Eltern ab. Denn durch nichts lernt man so gut wie durch Nachahmung! Wenn wir also erlebt haben, dass sich Mama und Papa viel umarmt, geküsst und Händchen gehalten haben, prägt sich das ein: „Oh, zärtlich miteinander umzugehen gehört zum Sich-liebhaben dazu!“
Dazu gehört auch das Verhalten von Oma und Opa, Tanten und Onkel oder anderen Erwachsenen, die eine wichtige Rolle in unserer Kindheit gespielt haben.
Der amerikanische Beziehungsberater Dr. Gary Chapman hat fünf Kategorien herausgefunden, wie sich die Liebe ausdrückt:
- Lob und Anerkennung
- Zärtlichkeit
- Zweisamkeit
- Geschenke
- Hilfsbereitschaft
Neben der individuellen Prägung durch die eigenen Eltern und Vorbilder spielt natürlich auch die Generation / Epoche, in die man geboren ist, eine große Rolle: Eltern, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind, werden ihre Liebe tendenziell eher durch Hilfsbereitschaft zeigen als durch Geschenke. Sie haben es selbst ja nicht anders erlebt! ODER aber: Sie kompensieren es nun und lieben es, ihre Liebe durch tonnenweise Geschenke zum Ausdruck zu bringen.
So entwickeln sich die fünf Sprachen der Liebe
Der eigene Liebestyp bildet sich natürlich auch dadurch heraus, wie mit dir als Kind umgegangen wurde: Hast du Liebe in Form von Lob erfahren? Für gute Schulnoten oder den tollen Theater-Auftritt? Oder hat dir deine Mutter in die Pausen-Box öfter einen netten Zettel gesteckt? Saß dein Vater stundenlang an deinem Bett, wenn du Grippe hattest, und hat dir vorgelesen? All diese Erlebnisse prägen: So hast du gelernt, dass man dir Liebe zeigt. Und wie wir diese elterliche Liebe erfahren haben, wirkt sich maßgeblich auf unseren eigenen Liebesstil als Erwachsene aus. In einer bestimmten Weise drücken wir uns aus, und das ist in der Regel auch die Weise, in der wir Liebe am liebsten gezeigt bekommen.
Aber nun en Detail zu den fünf Sprachen der Liebe.
Die fünf Sprachen der Liebe – die Typen
Liebestyp „Lob und Anerkennung“
Hier findet die Liebe vor allem auf verbaler Ebene statt – was heute natürlich auch die eine oder andere süße Text- oder Sprachnachricht von deinem Liebsten bedeutet. Zu Lob und Anerkennung gehören natürlich auch Komplimente. Wenn du im Job befördert wirst und dein Partner das nicht näher kommentiert, wirst du entsprechend beleidigt reagieren. Was dein riesengroßer Vorteil ist: Du bist optimal geeignet für Fernbeziehungen, da deine Liebesform eben überwiegend auf digitaler/verbaler Ebene stattfindet.
Liebestyp „Zärtlichkeit“
Hier geht es nicht nur um den offensichtlichen Sex, sondern um jegliche Körperlichkeit im Alltag: Dem Partner mal durch die Haare wuscheln, während er gedankenverloren Zeitung liest und dabei Kaffee trinkt. Du fühlst dich ein bisschen verloren, wenn ihr gemeinsam auf einer Party seid und er die ganze Zeit mit anderen Leuten redet – es sei denn, er kommt ab und zu vorbei und berührt dich kurz. Physische Nähe und Berührungen ist dein Ding – Fernbeziehungen funktionieren deswegen weniger gut für dich.
Liebestyp „Zweisamkeit“
Da freust du dich den ganzen Tag auf den gemeinsamen Netflix-Abend, und dein Liebster hängt dann die ganze Zeit am Handy? Uh. Oder du verabredest dich mit ihm im Café, und dann sitzen schon mehrere seiner Freunde ebenfalls mit am Tisch? Doppel-Uh! Für dich ist ungeteilte Aufmerksamkeit und Quality-Time zu Zweit superwichtig. Wie beim Liebestyp „Zärtlichkeit“ sind Fernbeziehungen für dich deshalb eher schwierig; umso wichtiger ist es für dich dann, die wenige Zeit wirklich für schöne Zeit zusammen zu verbringen und da nicht nonstop auf Achse mit anderen zu sein.
Liebestyp „Geschenke“
Dein Partner kommt von seiner Geschäftsreise aus Prag zurück und hat dir nichts mitgebracht? Zum Geburtstag gibt es irgendetwas Pragmatisch-Praktisches? Selbst machst du dir gerne wochen-, ach was, monatelang Gedanken, mit welcher Überraschung du deinem Liebsten eine Freude zu Weihnachten machen kannst? Wenn dir Geschenke wichtig sind, wozu auch einfach nette kleine Zettel und andere Aufmerksamkeiten zählen, bist du nicht materialistisch drauf, sondern das ist einfach deine Art, Zuneigung zu zeigen – und dass du das eben auch so gezeigt bekommen willst.
Liebestyp „Hilfsbereitschaft“
Wenn dein Partner verkühlt ist, rückst du erst einmal mit einem Notfall-Paket voller Kiwis, Orangensaft und Erkältungsbad an. Im Gegenzug freut es dich besonders, wenn er dir ungefragt deine Bettseite mit der Wärmflasche vorwärmt. Liebe heißt hier vor allem stilles Helfen, Anpacken, unaufgeregtes Tun. Sie ist somit vergleichsweise alltäglicher und kann deswegen schnell überhört werden. Wenn dein Partner dieser Liebestyp ist: Nimm seine Gesten nicht für selbstverständlich! Es mag keine romantische Superleistung sein, aber so zeigt er dir, dass er dich ehrlich und aufrichtig liebt.
Was ist deine Sprache der Liebe?
Hast du dich schon entdeckt, was deine liebste Sprache der Liebe ist? Wenn du Probleme damit hast, kannst du auch Onlinetests machen. Dieser war bei mir ziemlich treffsicher. Ich verrate hier nicht, welcher Typ ich bin, weil ich nicht den geringsten Wert darauf lege, in Zukunft von jedem Date von Anfang an überall angetatscht zu werden 😉
Übrigens: Es ist natürlich sehr gut möglich, dass du mehrere Sprachen sprichst. Versuch aber der Einfachheit halber, herauszufinden, was deine primäre Sprache ist. Das geht am einfachsten, wenn du über alle vergangenen Beziehungen mal länger nachdenkst oder – noch besser – Tagebuch schreibst. Beim Schreiben verarbeitest du viel besser Erlebtes und bringst neue Prozesse in Gang, die durch reines Nachdenken nicht kommen würden.
Was hilft mir das alles nun?
Wenn du weißt, welche Sprache du sprichst, wirst du gleich merken, ob das auch die ist, die dir am besten gefällt und die du bereits am meisten lebst. Im besten Fall ist deine Sprache der Liebe die, die du selbst natürlicherweise gibst und am liebsten bekommst.
Aber Menschen sind nunmal keine technischen Bausätze, und so kann es schon gut sein, dass du eine Sprache der Liebe zwar lebst – immerhin hast du es als Kind auch immer so vorgemacht bekommen –, dir eine andere Ausdrucksweise aber viel besser gefallen und dir entsprechen würde. Dieses Dilemma dürfte die vor allem die Generation betreffen, deren Eltern in der (Nach-)Kriegszeit durch die materiellen Einschränkungen einfach weitaus pragmatischer leben mussten als wir heute.
Möchtest du also zum Beispiel mehr Komplimente hören, bist selbst aber mehr der Typ, der durch Hilfsbereitschaft auffällt? Dann mach dir bewusst, dass das eine andere Sorache der Liebe ist – und lerne, sie zu sprechen! SAG deinem Partner, wenn du ihm das nächste Mal bei irgendetwas unterstützt, was für ein besonderer Mensch er für dich ist. Für Pros: Sag es ihm einfach so 😉
Und vor allem: Sag ihm, was deine Sprache der Liebe ist!
Sprecht miteinander. Weißt du, welcher Liebestyp der andere überhaupt ist?
Alle Sprachen der Liebe helfen nichts, wenn man nicht miteinander spricht.
Aber aber, ich bin doch Single!
Was will ich mit den fünf Sprachen der Liebe?
Erst mal: Kein Thema. Ich bin auch solo und diese Erkenntnis, welche Sprache ich in Liebesdingen spreche, hilft mir schon einmal ungemein, meine vergangenen Beziehungen und Beziehungsmuster zu reflektieren und daraus zu lernen: Warum ging früher was schief? Weshalb habe ich mich zu wenig gesehen gefühlt? Wie hätte ich meine Liebe mehr zeigen können?
Abgesehen davon gilt die Sprache der Liebe auch in sämtlichen anderen Beziehungen von Freundschaften bis Kollegen. Wenn man die eigene Wahrnehmung dafür erst einmal geschärft hat, bekommt man schon einen ganz guten Riecher dafür, wer welcher Liebestyp sein könnte.
In Gesprächen über vergangene Dates bekam ich von einer lieben Freundin mit, wie sie sich über Geschenke beim ersten Date freut. Eine Sache, bei der ich rückwärts vom Date weglaufen würde: Vieeeel zu aufdringlich! (Übrigens: Wenn du lieber 11 Tipps willst, wie man ein Date mehr oder weniger stilvoll verlässt, lies mal hier rein.) Auch aus anderen Erzählungen der Freundin höre ich heraus: Sie mag Geschenke. Die müssen nicht groß sein. Wie ich ihr also zeigen kann, wie wichtig sie mir ist: Indem ich ihr eine Kleinigkeit vor die Balkontür lege.
Je nach Art der Beziehung kommt hier auch deine sekundäre oder vielleicht sogar tertiäre Sprache der Liebe zum Vorschein: Kollegen gegenüber verhält man sich als zärtlicher Liebstyp vermutlich eher zurückhaltend. Dafür kann man aber ehrliche Komplimente machen oder sie bei ihren Projekten unterstützen.
Last, but not least: Wie sprichst du mit dir selbst?
Vergessen wir mal vor lauter Beziehungen nicht diejenige mit dem Menschen, der dich hundertpro sicher bis zum Tod begleiten wird: Du selbst. Lässt du dir selbst Liebe in der Form zukommen, wie du der Typ dafür bist?
Als Anregung …
Lob und Anerkennung: Wie sprichst du mit dir? Plärrt die meiste Zeit dein innerer Kritiker herum?
Zärtlichkeit: Cremst du dich huschdiwusch ein oder genießt du die Berührung?
Zweisamkeit: Wo bist du in deinem Kopf – immer wo anders? Wie wäre es mal, ganz bei dir anzukommen, zum Beispiel beim Meditieren?
Geschenke: Verkneifst du dir schon lange etwas, auf das du ganz scharf bist? Warum bestellst du es dir nicht einfach, wenn es dein Geldbeutel zulässt? Weil es keinen Grund dafür gibt?
Hilfsbereitschaft: Wie viel verlangst du von dir selbst, forderst du dir selbst ab? Wäre es nicht hie und da besser, die Überstunden, damit du mit deiner Leistung auf 120% kommst, sein lässt, dich mit 100% zufrieden gibst (oder sogar nur 80 %) und dafür heute mal früher ins Bett gehst?
Fazit: Viele unterschiedliche Sprachen, aber zum Glück kein Babel!
Wenn du dir die fünf Sprachen der Liebe klar machst, kannst du zukünftig sämtliche Beziehungen besser verstehen: Wo hakt es und warum? Wenn du ein gutes Gespür für die feinen Zwischentöne hast, wirst du auch ahnen können, welche Sprache der Liebe die Leute in deinem Leben sprechen. So weißt du dann auch, wie du deiner Lieblingskollegin wirklich ein schönes Geschenk machen kannst – und dass das gar kein richtiges Geschen sein muss, sondern dass ihr einfach mal zusammen in der Freizeit Eis essen geht.
Du kannst mit dir, deinem Partner und anderen in Zukunft auch milder umgehen: Dein Partner hat schon ewig nicht mehr „Ich liebe dich“ gesagt, aber im Weihnachtsurlaub hat er dir geholfen, deine komplette Wohnung neu zu streichen? Behaupte da jetzt noch, er würde dich nicht lieben! Und wenn ihr dann am Abend beide etwas fertig und mit Farbspritzern in den Haaren auf der Couch bei einem Gösser Radler sitzt, redet mal: Wie ihr in Sachen Liebe redet. Und wie ihr gehört werden möchtet.
Titelbild © neonbrand (unsplash)