Die Gesellschaft ist gespalten. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Jetzt könnte man nach Schuldigen suchen, denn Verursacher muss es doch geben – sonst wären wir als Gesellschaft ja nicht da, wo wir stehen? Es ist jedoch ein Trugschluss, die Bösen nur „da oben“ oder im Außen zu suchen: Den Keil durch die Gesellschaft haben wir selbst durch uns treiben lassen. Denn wie geschieht Spaltung denn? Ein Keil kann nur durch einen Boden gezogen werden, der brüchig ist. Bevor wir diese Geschichte nun endlos ad infinitum durchspielen, warum er überhaupt brüchig ist, setzen wir da an, wo wir selbst was tun können: Bei uns selbst. Denn mich treiben die letzten Jahre immer noch um; die Jahre seit 2020, seit Corona. Ich habe das Schweigen der Mitte selbst fleißig gepflegt.
„Wir brauchen eine neue Zeitrechnung“, dachte ich mir damals, gleich zu Beginn. „Wir brauchen ein Ante Coronam, a. c. und post!” Denn dass es danach nie wieder wie vorher sein würde, war doch klar. Bis heute ist keine Besserung nicht eingetreten; im Gegenteil. Wenn Du mich fragst, sieht es aus, als würde alles immer noch schlimmer. Aber halt, geh jetzt nicht, weil Du Dir denkst, dieser Schrieb landete schnurstrecks in einer Dystopie: Tatsächlich habe ich tief in mir das Vertrauen, dass diese Geschichte gut ausgeht.
Aber gehen wir jetzt hin, an den Ursprung dieser Geschichte: Als der ganze Scheiß mit Corona losging. Denn auch ich gehöre zu der Gesellschaftsschicht, über die man am wenigsten spricht: zu der unerhörten Mitte. Weil man uns nicht zugehört hat – und weil wir gar nicht erst unseren Mund aufgemacht haben.
Bei mir war es ganz klar: aus Angst.
Die Angst, sich zu äußern
„Die Meinungsfreiheit ist dahin!”, beschweren sich die einen.
„So ein Quatsch, die ist noch da. Du musst nur damit leben, dass du mit entsprechenden Konsequenzen leben musst, wenn du etwas sagst”, die anderen.
Beide haben Recht.
Die unangenehme Verschiebung der letzten Jahre ist jedoch, dass die Konsequenzen schon sehr früh ansetzen: Es reicht heute wenig, dass man Richtung „Schwurbler, Schwurbler, Querdenker, rechts, Nazi” gedrängt wird, ebenso wie die „Woke”-Keule schnell geschwungen wird. Mit so einer Verurteilung fühlt sich keiner wohl. Da ist es verständlich, dass man lieber gar nichts erst sagt, bevor man am falschen Ende einsortiert wird.
Ich als lediglich mit dem inklusiven Substantivum gendernde Esoterikerin habe allerhöchste Sorge, im Nu als komplett rechtsaußen abgestempelt zu werden. Hin zu kommt erschwerend, dass ich schon das leise Surren von E-Autos hasse, weil mir das Geräusch einfach eine Gänsehaut einjagt. Als mein altes Rad kaputt war und ich – mal wieder! – die Einzige in der Arbeit mit einer anderen Meinung war und den unisono-Vorschlag eines e-Bikes ausschlug, dachte ich mir: „Hört das denn nie auf?“ Dass ich der Depp mit der anderen Meinung bin? Zum einen strengt das an, und zum anderen schließt das aus.
Ich habe also große Angst vor diesem Text. Sehr große.
Und dennoch komme ich nicht länger darum herum.
Warum ich jetzt sprechen muss
Ich sitze hier, mitten in der Nacht; diesen Text zu schreiben begonnen habe ich um vier Uhr irgendwas, als ich zum wiederholten Mal wach lag diese Nacht. Ich habe Schmerzen; mein Kiefer tut weh. Was sich anfühlt, als hätte mich jemand komplett K.O. geschlagen, ist eine Mordsverspannung – Kiefer, Wangen, Hals, Nacken, Kopf, es ist ein einziges Auaaua. Jetzt meckert auch noch ein Zahn, obwohl ich erst vor Kurzem beim Zahnarzt war und eigentlich alles gut sein müsste.
Bei Symptomen sehe ich immer auch hin, was mir mein Körper sagen will. Passende Fragen sind diesmal: „Warum so verbissen?”
Ich bin frisch selbständig. Alleine das ist anstrengend genug. Es war mir klar, worauf ich mich einlasse, aber es dann zu erleben, ist noch einmal etwas anderes. Es läuft schlecht, weil die Zeiten schlecht sind – Inflation, KI. Wer will da einen Designer, Autor oder Texter beauftragen? Es gibt aber durchaus genügend Kreative, die zu tun haben. Ich verorte das Problem von daher durchaus bei mir selbst, bei meiner nicht hundertprozentig gelebten Authentizität. Bei meinem ur-eigenen „Nicht ausdrücken, was mir wirklich auf der Zunge liegt“. Etwas, das mit als Bloggerin und ehemals Angestellten, die im Agentur-Kontext immer mit als Erste ihre Klappe aufgemacht hat, besonders weh tut.
Von daher kommen wir nicht drum herum – es muss raus.
Ich habe mich schweigsam machen lassen / selbständig stummgeschalten
Der andere Mecker-Kollege und ich, wir sind mittlerweile beide weg. Aus unterschiedlichen Gründen; ich war die Erste, die den Abflug machte. Seit Jahren schon fühlte ich mich nicht mehr so wohl wie früher. Denn in den letzten vier, fünf Jahren merkte ich, dass ich nicht mehr sein konnte, wie ich war. Dass ich nicht einfach sagen konnte, wie ich dachte. Umso verrückter und in meinen Augen unverständlicher, weil wir früher – also a. c. – alle gleich dachten. So sah es jedenfalls immer aus.
Während Corona sagte ich nichts, weil ich schnell gemerkt hatte, dass ich mit meiner Meinung allein dastand. Als das Thema dann der Krieg in der Ukraine war, wurde ich gemaßregelt, als ich meinte, ich sei Pazifistin: „Miriam, das kann man heute doch nicht mehr so sagen!”
Wenn ich keine Meinung hatte zum Ukraine-Krieg, mich auf keine Seite schlagen wollte, sondern nur meinte: „Jeder Tote ist ein Toter zu viel!“, dann wurde das mit einem Kopfschütteln bei gleichzeitig runzelnder Stirn höchstens zur Hälfte akzeptiert.
Los ging es bereits Wochen vorher mit einem: „Miriam, wenn du so eine Ungeimpfte bist, bist du dann jetzt für Russland ?” Mein „HÄH?!” hätte nicht lauter auf meiner Stirn stehen können. Da war das Corona-Thema endlich durch, und jetzt sollte es endlos mit dieser komischen Kausalkette weitergehen?
„Hallo, ich bin Miriam und ich bin …”
Dass ich mich während Corona gegen die Impfung entschied, war lang beschlossene Sache: Als die Pandemie begann, war mir sofort klar, mir kein neuartiges Zeug injizieren zu lassen, das nicht lange genug getestet worden war. My Body, my choice! Das galt bis dahin doch auch.
Selbst wenn zehn Länder der Welt gleichzeitig drei Wochen lang forschen, hat man am Ende keine dreißig Wochen lang geforscht – so meine Logik.
Da wir in der Agentur ohnehin alle im Homeoffice waren, habe ich mich komplett isoliert. Anstecken wollte ich mich auf keinen Fall! Teilweise verließ ich meine Wohnung über eine Woche nicht. Ich wurde Expertin darin, verrückte Lebensmittel zu kombinieren, weil ich nicht „unnötig“ raus in den Supermarkt gehen wollte.
Im Agentur-Chat wurde schnell offensichtlich, wer alles geimpft war: „Ich bin mal kurz weg, impfen lassen!” Die Abwesenheits-Ankündigungen wurden mit Sternchen und Herzchen geliked wie sonst nichts. Ich enthielt mich irgendwelcher Reaktionen. Ist das Thema nicht privat?

Und plötzlich wussten es doch alle
Dass das niemanden was angeht, was ich mit meinem Körper mache, war zu dem Moment vorbei, als ich vor versammelter kleiner Runde ganz merkwürdig geoutet wurde. „Wenn es jemand offen wie du zugibt, Miriam, dann ist es ja ok, dann kann ich mich darauf einstellen …”, begann ein Kollege. Ich, total baff, versuchte gar nicht erst, mich zu wehren.
Bei geschlossenem Mund saß ich mit einem offenen da: Woher wusste er …? Ich hatte nur meine engsten Kollegen ins Vertrauen gezogen. Und worauf „stellt man sich” dann bitte „ein”? Dass ich die böse Virenschleuder bin?
Wir waren doch alle isoliert und im Homeoffice.
Der Schmerz des Alleinsein
Als Introvertierte hätte ich mit dem Homeoffice per se kein Problem gehabt. Es ist aber etwas anderes, wenn man bemerkt, dass man nicht nur alleine, sondern abgeschnitten ist. Oder etwas, das abgeschnitten werden müsse, wo ich doch nun immerhin zum „Blinddarm der Gesellschaft” gehörte.
„Alle Ungeimpften sind Arschlöcher und sollen verrecken” las ich an einem Abend auf Twitter. In meiner eigenen, wohl kuratierten Augsburger Twitter-Bubble! Ein Haufen Leute, mit dem ich doch immer so gut ausgekommen war! Bis, naja, bis Corona. Ich hielt es da nur noch aus, weil ich ständig meinen Mund hielt.
An diesem Abend lag ich heulend auf der Couch und dachte kurz daran – ich muss es leider zugeben – mein Brotmessers zweckzuentfremden. Zum Glück erschrak ich sofort über diesen Gedanken. Womöglich wollten die anderen nicht, dass „Menschen wie ich” lebten, aber ich wollte es durchaus!
Wenn es nach Lauterbach gegangen wäre, würde ich ein paar Monate ohnehin tot sein.
Komischerweise war ich all die Zeit über immer gesund. Kollegen fielen reihenweise wegen Corona aus, und ich, die Ungeimpfte, arbeitete – wann immer nötig und möglich – ihr Pensum mit ab.
Wer redet schon darüber?
In meinem Umfeld war alles, so erkannte ich es schon am Twitter-Namen mit den Spritzen-Emojis, mindestens zweifach geimpft.
Vermutlich hätte ich allein schon aus Prinzip zu „der anderen Seite” überlaufen sollen, aber die war mir auch nicht geheuer: Die aggressiven Stimmen von beiden Seiten hatten beide einen Tonfall, mit dem ich nichts anfangen konnte. Wer sich im Recht wähnte, wer meinte, alles zu wissen – dem konnte ich erst recht nicht glauben. Dafür erschien mir die Sache insgesamt viel zu ungewiss.
Zumal nicht mal meine Familie in Sachen Corona einer Meinung war, hatte ich nur Wenige zum Reden. Genau genommen eine Person. Zwei Jahre lang. Ich beklagte mich nie, vor Geimpften schon gar nicht, weil da nur ein emotionsloses „Jammer nicht herum, lass dich halt endlich impfen” gekommen wäre. Die Forderung danach kam auch so genügend oft. „Jetzt ist der Passiv-Impfstoff da, jetzt können die, die bislang nicht …” kam es von oberster Stelle in der Arbeit. Netter Versuch, aber das Zeug war ja ebenso neu!
Und nein, wir, die bislang nicht …, wir rotteten uns nicht zusammen. Wir wussten es die längste Zeit ja gar nicht voneinander.
WENN ich mal zufällig mit jemandem im Gespräch darauf kam, war ich tatsächlich aber immer eins: erleichtert. Und auch eines: überrascht! Wer alles auch nicht …
Vermutlich hätte ich meine krasse soziale Isolation nicht erleben müssen, wenn ich früher laut gesagt hätte, wozu ich stehe – zu mir, zu meiner Einstellung und Haltung, zu meinem Körper und meiner Intuition.
So stehe ich seit fünf Jahren gefühlt auf weiter Flur und sehe immer wieder traurig, wie sich Freundschaften auflösen, aufgelöst haben, wie man nicht mehr wirklich zusammenfindet, die Lust aufeinander verloren hat …
Ich bin dennoch froh über meine Entscheidung und bereue es nicht, mich für meinen Körper entschieden zu haben. Schon gar nicht, seitdem das Thema mit den Impfschäden immer deutlicher wird. Ich bereue höchstens, den Mund nicht früher aufgemacht zu haben, nicht deutlicher offen zu mir gestanden zu haben. Denn ich hätte a.c. niemals gedacht: dass ich zu sowas imstande wäre.
Und jetzt?
Warum das alles? Man könnte das Thema doch ruhen lassen. Ja, ich weiß: Viele nervt es, die „ollen Kamellen“ wieder herauszuholen. Schön sind die ja nicht!
Ich schreibe hier, unnötig und auf die Gefahr hin, meinen sozialen Suizid zu vollenden.
»Überlebt habe ich die verrückte Zeit ja nur, weil ich meine Klappe gehalten habe.«
So dachte ich zumindest die ganze Zeit lang. Vielleicht habe ich im sozialen Kontext länger überlebt, aber dafür ist in mir selbst immer mehr etwas gestorben. Kein guter Tausch, wenn Du mich fragst!
Über Corona habe ich auf Auxkvisit nur wenig geschrieben, weil ich die längste Zeit nicht wusste, was ich von dem Thema halten sollte: Anfangs habe ich die Herren Söder und Drosten durchaus gelobt. Ein bisschen Edeka-BlackMirror-Dystopie habe ich beschrieben, die zeigt, wie penibel ich mich an die 1,5m-Abstandsregel gehalten habe. Dass mir Wokeismus als rein moralische Überheblichkeit auf den Keks geht, kann man ansatzweise in dem Artikel über Virtue Signalling nachlesen. Mehr war es dann auch nicht, wobei ich als kritischer Kopf, der gerne den Schreibgriffel schwingt, durchaus manchmal hätte machen wollen. Aber ich meinte ja zu wissen, welche Reaktionen folgen. Und die wollte ich nicht. Also schwieg ich.
Und dieses Schweigen muss ich jetzt endlich brechen. Denn es gehört für mein Verständnis auch zu meinem authentischen Leben, zumal ich nunmal wieder öffentlich schreiben will. Ich tue es auf die Gefahr hin, dass mich jetzt mehr als die Hälfte meiner Leser hassen. Im besten Fall öffnet es aber den Zugang zur anderen Hälfte, zur ebenfalls ungehörten Mitte, die aus Angst ständig still gehalten hat. Oder weil sie einfach keine Kraft dazu hatte – oder keinen Sinn darin sah.
Wir müssen selbst das Schweigen brechen
Die extremen Stimmen haben in den letzten Jahren so überhand genommen, weil die Mitte sich an dem Diskurs herausgehalten hat. Denn der war längst viel zu aufgehitzt. Wer im Alltag auch noch ständig Kinder versorget, vielleicht noch die Eltern pflegen und auch noch zweimal am Tag mit dem Hund raus gehen muss, der hält sich aus dem lauten Social-Media-Gebrüll aus gutem Grunde raus. Vermutlich auch, weil er sich denkt: Bringt doch eh nix!
Abgesehen davon gilt seit einigen Jahren medial die Regel in den Medien, dass nur noch über Trigger-Themen berichtet wird. Es sollen mit Überschriften bitte heftige Emotionen ausgelöst werden!
Stille Vernunft gehört da nicht dazu.
Die Mitte hat oft nicht mehr als das zu geben, eine unaufgeregte Vernunft zwischen den Extremen. Mittlerweile gelten aber leider auch ehemals schöne und harmlose Begriffe wie „der gesunde Menschenverstand” auch als „rechts”.
Seit Jahren ist alles so dermaßen politisch aufgeladen, dass alleine die Aussage, ob man nun Kuh- oder Hafermilch kauft, einen nach rechts oder links schubst. Wo sind die guten alten Zeiten hin, als man über Politik nicht geredet hat? Weil man eben ganz genau wusste, welch gewaltiges Konfliktpotential das hat? Macht mich alleine diese eine Aussage nun gleich rückwärtsgewandt und rechts? Um Dich an dieser Stelle komplett zu verwirren: Ich kaufe Hafermilch.
Wo bleibt bei allem der MENSCH?
Der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen. Von der Herde rausfallen will niemand. Ich wollte das auf jeden Fall vermeiden, war deswegen still; bin wegen meiner Haltung aber dennoch herausgepurzelt, was kaum einer bemerkt hat, und hänge jetzt irgendwo im Nirgendwo – und das, gefühlt, ziemlich allein.
Hätte ich früher etwas gesagt, mich positioniert, wäre ich vielleicht nur von der einen Seite hinausgefallen und auf der anderen gelandet. Den Moment habe ich verpasst, weil es mir komisch vorgekommen ist, nur wegen einer anderen Meinung mein gewohntes Umfeld verlassen zu müssen.
Sollte Gemeinschaft nicht unterschiedliche Meinungen aushalten können?
Allemal wird es wohl stimmen, dass man seine Gemeinschaft erst findet, wenn man seine Meinung überhaupt erst ausspricht.
Was ich hiermit endlich getan habe.

Wir müssen miteinander reden!
Die Scheiß-Coronazeit hat uns alle traumatisiert. Wieso redet kaum einer darüber?
Wir wollen nix mehr damit zu tun haben – aber es blickt uns in unserem Alltag immer noch an, auf jedem Quadratmillimeter. Die Spaltung buddelt sich durch jedes neue gesellschaftlich-politische Thema: „Biste dies, biste das! Ach, nicht? Kooomisch, was ist denn bitte mit dir los?“
So werden wir nicht gesund, nicht als Gemeinschaft. Wir können die letzten Jahre nicht weggaslighten. (Gaslightning: Definition auf Wikipedia) Wir können es nicht verdrängen.
Menschen haben Menschen verloren, Freundschaften gingen auseinander, Menschen waren allein, viel zu viel allein. Menschen wurde ihr Lebenswille genommen, ihr Mut, ihre Freude. Diese Zeit war alles andere als gut. Wir können nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen, als wenn nichts passiert wäre. Es ist etwas passiert. Mit Dir, mit mir, mit uns allen!
Der Schmerz drängt sich wieder hoch. Früher oder später, in der einen oder anderen Form. Ich, die so einen Wert auf Authentizität legt, konnte es nicht mehr sein, weil ich es mich schlichtweg nicht traute. Ich habe aus sozialer Angst gekuscht, worauf ich alles andere als stolz bin. Auch wenn ich weiß, dass es eine menschlich-natürliche Schutzreaktion war, schäme ich mich heute manchmal dafür. Zum Glück ist mir klar, dass Scham keine Lösung ist.
Deswegen mache ich jetzt meinen Mund auf – mit reichlich Verspätung!
Denn auch das Schweigen der Mitte – die Resignation, das stille Aushalten – trägt dazu bei, dass das Trauma nicht geheilt werden kann.
Den Artikel zusammengefasst in einer poetischen Form hat es meine liebe Freundin Carolin Magunia:
»Wenn wir das Schweigen nicht brechen, zerbrechen wir am Ungesagten.«
Carolin Magunia
Unsere Geschichten waren vielleicht keine besonderen, aber es waren unsere Geschichten. Manche können sie abstreifen wie eine Schlangenhaut und einfach zur nächsten Version übergehen; ich bin der Typ Mensch, der Geschichten aussprechen und aufschreiben muss, um das nächste Buch aufschlagen zu können.
Das war also meine.
Illustrationen: © Miriam Lochner