An dieser Stelle schreibe nicht ich, sondern meine Schwester Liane Lochner – und sie schreibt hier auch weniger, als dass nachfolgender Text eine Rede war, die sie vor Jahren gehalten hat: Über Diskriminierung, Ausgrenzung, Abwertung – und schließlich auch Unsicherheit und Angst. Da das Thema ein Dauerbrenner ist, möchte ich hier ihre Worte veröffentlichen. Mich begeistert vor allem, wie feinsinnig und gleichzeitig empowernd ihre Worte sind! Dich auch?
Da sie nichts davon weiß, dass ich hier den Text bringe, ist es keine #Werbung 🙃 Es ist ein Zeichen der Wertschätzung – zudem müssen diese Worte einfach unter so viele Leute wie nur möglich! Von daher: Scheue dich nicht, diesen Text zu teilen!
Liane Lochner: Diskriminierung oder respektvoller Umgang?
Nachfolgend also die Rede von Liane Lochner für COLORS OF RESPECT, eine Aktion der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in München-Ramersdorf. Für die bessere Lesbarkeit habe ich den Text mit ein paar Zwischenüberschriften strukturiert.
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So wertvoll die Aktion “COLORS OF RESPECT“ ist, so traurig ist es auch, dass wir sie überhaupt brauchen. Die Mitwirkung in der Jury war für mich wieder eine Gelegenheit mir Gedanken zum Thema Diskriminierung zu machen. Erneut kam ich zu dem Schluss, dass wir der Ausgrenzung von Menschen am besten begegnen, indem wir uns zuerst mit uns selbst auseinandersetzen.
Denn Diskriminierung wurzelt meist in Unsicherheit und Angst – auf beiden Seiten: Sehen wir uns z. B. fremden Lebensweisen, Einstellungen oder Erscheinungsbildern gegenüber, haben wir; einfach gesagt, zwei Möglichkeiten:
- Entweder finden wir das Neue spannend und lassen uns auf neue Erfahrungen ein. Vielleicht werden wir dann eine bestimmte Meinung, die wir bisher hatten, in Frage stellen und schließlich ändern.
- Oder wir fühlen uns durch eine solche Erfahrung so verunsichert, dass wir aus Angst um unsere eigene kleine Welt der Gedanken und Erlebnisse anfangen, andere auf vielfältige Art und Weise zu verletzen, anstatt offen auf sie zuzugehen.
Ich habe jetzt übrigens ganz bewusst von „Wir“ gesprochen. Denn ich denke, dass jeder von uns die Hemmschwelle kennt, die durch „neuartige“ Begegnungen entstehen.
Vorhin habe ich erwähnt, dass Diskriminierung oft durch Unsicherheit auf beiden Seiten entsteht …
Vielleicht fühlen sich diejenigen hier, die selbst Ausgrenzung erfahren haben, dadurch unverstanden. Das ist nicht meine Absicht.
Niemand ist hilflos ausgeliefert
Ich meine damit, dass jeder von uns, der solche Erlebnisse kennt, nicht hilflos ausgeliefert sein muss, sondern selbst etwas dazu beitragen kann, um seine Situation zu verändern. Das ist meine persönliche Erfahrung, die ich aufgrund meiner körperlichen Behinderung immer wieder mache.
Eine solche Veränderung ist anstrengend und braucht Zeit, aber sie ist möglich. Wie geht das?
Ich denke, wir klammern uns bei der Diskussion um Diskriminierung oft zu sehr an den Gedanken, dass wir doch alle gleich sind.
Ja und nein.
Ja, weil wir alle Menschen sind.
Nein, weil wir als Person alle einzigartig sind.
Einzigartig oder gemeinsam?
Wären wir nicht verschieden, wären wir Roboter. Die Verschiedenheit an sich ist nicht kompliziert. Kompliziert wird es erst dann, wenn wir glauben, wir seien – aus der Sicht Betroffener – weniger wert als andere.
Auch hier haben wir, einfach gesagt, zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen uns z. B von Worten, Blicken und Handlungen treffen und ziehen uns immer mehr zurück. Vielleicht versuchen wir immer wieder, genauso zu sein wie andere, um akzeptiert zu werden. Oder wir lernen, uns selbst so anzunehmen, wie wir sind.
Die schlechte Nachricht dabei ist, dass es dafür keine Gebrauchsanweisung gibt, jedoch viele Möglichkeiten, etwa Gespräche mit Menschen, die ähnliches erlebt haben.
Die gute Nachricht ist, dass durch die innere Stärke, die wir so gewinnen, Diskriminierungen weniger werden – weil wir uns nicht mehr so leicht treffen lassen und das „Spiel“ nicht mehr „mitspielen“.
Fühlen wir uns doch mal verletzt, kann eine interessante Begegnung entstehen, wenn wir den Mut haben, uns zu öffnen.
Die Auseinandersetzung mit uns selbst und die Chance, in Begegnungen mit der kleinen Welt von anderen, kennen zu lernen – diese Möglichkeiten geben uns diejenigen, die sich dieses Jahr mit sehr gut durchdachten, kreativen Ideen für COLORS OF RESPECT engagiert haben.
Alle Achtung! Vielen Dank und alles Gute für die Umsetzung eurer Projekte!
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Mehr erfahren?
Wenn du nun neugierig geworden bist und mehr über Liane Lochner erfahren willst, kannst du hier reinlesen: www.rolli-heilpraktikerin.de Seit diesem Jahr praktiziert sie als Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Homöopathie in München-Giesing.
Mehr zum mittlerweile leider ausgelaufenen Projekt COLORS OF RESPECT.
Auch auf dem Spiesser wurde ihre Rede in einem ausführlichen Kommentar lobend erwähnt.
#schwesternstolz
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Titelbild: © Jyotirmoy Gupta / Unsplash