Streicht Euch den Herbst im Kalender rot an! Diese Trendfarbe wird auf gefühlt allen Titeln der Modemagazine 2017 ausgerufen. Nun ist das präventive Geschrei um vermeintliche Trendfarben jede Saison groß. Das Fleischrosa, das Pantone 2016 zusammen mit Babyblau als Trendfarben auserkor, setzt sich auf Augsburgs Straßen nur langsam durch. Da könnte es Rot deutlich einfacher haben. Dafür gibt es ein paar simple Gründe.
1. Rot fällt auf
Wir Menschen sind schon lustige Tiere: Was uns von anderen Vierbeinern unterscheidet, ist nicht nur unser mittlerweile zumeist aufrechte Gang, sondern auch, dass wir besser rotsehen können. Während sich andere Säuger damit schwer tun, reagieren wir sogar besonders schnell auf diesen Farbreiz (siehe Quelle 1). Deswegen ist Rot die Signal- und Warnfarbe. Wie praktisch, dass Menschen meistens rot werden, wenn ihre Emotionen hochkochen: Dann sieht jeder gleich, was Sache ist, und kann sich rechtzeitig passende Maßnahmen überlegen.
Weil Rot so viel Aufmerksamkeit erhascht, wird es gerne in der Werbung verwendet: „Heute nur 99,95 Euro!“ steht in einem runden Störer (=Button), der, Überraschung, häufig rot ist.
Werbung der anderen Art: Louboutins Sohlen locken in Knallrot – warum das Sinn macht, siehe Punkt 5.
Auch wenn sich Rot in der Trend-Stadt Augsburg vermutlich eher langsam durchsetzen wird: Was rot ist, fällt einfach auf. Ob das nun von Trendhasen oder einfach nur klassisch Stilbewussten getragen wird (siehe Punkt 3), ist dann auch wurst. Rote Blutwurst.
2. Rot löst starke Emotionen aus
Wenn Rot uns so stark ins Auge sticht, was löst es dann in uns aus? Erste Assoziationen sind: Energie, Leben, Vitalität, Kraft, Selbstbewusstsein, Erotik, Leidenschaft. Das können wir uns in bestimmten Situationen zugute machen, siehe 5. Rot steht aber auch für Aggression, Wut, Explosion – und natürlich Blut.
Rot war früher zudem ein ganz klares Symbol von Macht. Die Farbe war sauteuer und blieb deswegen den Leuten mit Status vorbehalten. Im alten Rom gab die Breite des purpurnen Streifen an der Kleidung Auskunft über die Ranghöhe der Beamten. Reines Purpur war dem Imperator vorbehalten.
„Jene köstliche, ins Dunkelrosenrote spielende Farbe unterscheide den Senator vom Ritter.“
Plinius der Ältere
Die Deutungshohheit der Farbe Rot ging auch in die christliche Ikonographie über. Wer trägt denn in der Kirche rot? Genau, wieder die Ranghöchsten: Kardinäle und der Papst. Wer Rot trägt, zeigt ganz klar: Ich steh droben. Oder zumindest ein bisschen drüber. (Quelle 2)
3. Rot ist ein Klassiker
Rot ist ein Klassiker und ist damit ohnehin immer da: Rote Nägel und Lippen sind im schnöden Alltag ebenso zu erspähen wie rote Farbkleckse zu minimalistischen, klassischen Outfits. Wer zu Schwarz oder Marine einen Farbakzent sucht, greift schnell zu Rot: Von den Primärfarben wirkt Rot trotz seiner hohen Strahlkraft dazu am klassischsten. Und rote Details zu einem schwarz-weißen Ringelshirt und schwarzen Blazer sind einfach so chic und parisienne und passen damit auch zur stilbewussten Auxburgerin. Die mit der Pariserin mehr gemein hat, als man es gemeinhin meint!
4. Rot lässt sich krass kombinieren –
oder reicht alleine schon
Was diesen Herbst neu sein wird, ist Rot von Kopf bis Fuß. Und, nein, nicht an Kardinälen und Campus-Cat – sondern an allen, die Bock drauf haben.
Wem das too much ist, der tastet sich eben mit roten Akzenten ran. Wo steckt gleich wieder die rote Mütze? Wäre eine rote Tasche nicht doch eine Investition wert? Oder ein Regenschim in Rot?
Wem Rot alleine nicht reicht, der mixt jetzt Pink dazu. Richtig gelesen: Pink und Rot! Jahrelang verpönt, jetzt der heißeste Scheiß. Die Kombination scheppert so sehr, dass man selbst im Novembernebel kaum überfahren werden wird.
Etwas komplizierter kommt der Vorschlag von Miu Miu daher: Geht ja auch Smaragdgrün dazu. Das riecht schnell nach Schottenkaro und potenziellem Oma-Mief. Ralf Simons von Calvin Klein meint deswegen: Ein Strahleblau zu Rot, das geht auch gut klar! Aber vielleicht lässt man doch lieber Rot für sich alleine sprechen, denn …
5. Rote Klamotten fürs erste Date – und andere Termine
Die Wirkung der Farbe Rot kann man sich vor allem beim Flirten zugute machen: Angeblich drehen die Synapsen bei den Männern durch, sobald sie eine Frau in Rot sehen. Der Film damals hieß nicht umsonst „Die Frau in Rot“. In der Natur – wozu wir auch gehören, auch wenn wir das immer mehr vergessen – gehört Rot ganz klar zum Flirten dazu. Oder haben Paviane blaue Popos?
Rot demonstriert Selbstbewusstsein, Macht und Dominanz – deswegen tragen Politiker ungeachtet ihrer Partei bei Diskussionen gerne rote Krawatten oder Blazer. Oder gleich als Gesichtsfarbe.
Für Vorstellungsgespräche sollte man sich Rot deswegen lieber verkneifen. Nicht, dass sich der potenzielle Chef unbewusst herausgefordert sieht und einen deswegen weniger gern einstellen mag. Außerdem steht das hitzköpfige Rot nicht unbedingt für Seriosität. Wer Schwarz liebt – auch von Kopf bis Fuß – ist hier mal wieder klar im Vorteil. (Zur Wirkung von Schwarz findest du diesen Artikel hier.
Männer macht ein rotes Oberteil übrigens nicht zwingend attraktiver. Sie wirken damit aber meist aggressiver.
Der Winter wird heiß, äh, rot!
Vielleicht ja beides.
Ob wir nun Bock auf Trends haben oder nicht: Um diese Trendfarbe werden wir nicht herumkommen. Dafür ist sie zu klassisch, universell und eh schon da. Zu übersehen ist sie eh nicht und selbst Trend-Resistente werden sie spätestens dann mitten in ihrem Gesicht tragen, wenn sie im Winter 20 Minuten auf die nächste Tram warten. Dann ist es spätestens auch wieder Zeit, rot zu sehen …
Magst Du rot? Und hast Bock auf ein rotes Outfit von Kopf bis Fuß? Oder bist du längst dabei, rote Hosen und pinke Oberteile im Kleiderschrank nach Farbverlauf zu sortieren? Lasst mir Eure Farbvorlieben gerne in den Kommentaren da! Und wer jetzt Lust bekommen hat und einen Rotkäppchen-Mantel sucht …
Quellen
(1) Zum Thema Rot auf Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Rot (Stand: 10.9.)
(2) Rot (kunst-)historisch betrachtet; monumente-online.de/de/ausgaben/2014/4/wie-das-blau-uebers-meer-kam.php (Stand: 10.9.)
– Namensnennung unbezahlt –
Titelbild: © Mari Lezhava (Unsplash)