Der Park direkt am Dom genießt ein zweifelhaftes Image: Für einige ist der „der Ort, an dem die letzten Emos Augsburgs abhängen“. Einer älteren, reichlich pikierten Dame entfuhr heute Nachmittag ein: „Ist das ein Irrenhaus hier! Im Hofgarten ist es viel ruhiger, weil da Hunde (der Ton verschärft sich) verboten sind!“, nur weil ein paar Hunde kläfften. Das meint sie aber auch nur so lange, bis sie bemerkt, dass im hübsch gepflegten Hofgarten Picknickdeckenkante an Picknickdeckenkante stößt. Und dass da Leute ihre Katzen mitbringen, weil die laut Benimmtafel am Eingang ja nicht verboten sind.
Sagen wir es mal so: Beide Parks sind schön – und unterschiedlich. Der Hofgarten ist fein säuberlich und akribisch angelegt und sicher eine ganz besonders bezaubernde Oase mit dem öffentlichen Bücherschrank und plätschernden Brunnen dort. (Ein Bild von ihm befindet sich in meinem Augsburg-Sommertipps-Artikel.) Zumal dort mein Lieblingsbaum steht, mein eigentlicher Lieblingspark. Aber leider sieht das halb Auxburg auch so. Mir ist es da schlichtweg oft zu voll; im Frühling sind die Sonnen- und im Sommer die Schattenplätze sofort weg.
Der Dompark, auch wenn er vom Regierungsgebäude – und natürlich dem Dom selbst – eingesäumt wird, ist da vergleichsweise „wilder“, wenn auch natürlich immer noch überaus gepflegt. Besonders imposant: die gewaltigen alten Bäume. Ich wünsche mir immer wieder eine Bäume-Identifzierungs-App. Wenigstens weiß ich, dass der Tulpenbaum einen antropft und daher, so schön er auch ist, lieber gemieden werden sollte. Sympathisch ist mir der Dompark vor allen Dingen deswegen, weil er der erste Park war, den ich in Auxburg 2001 entdeckte, als ich noch ganz neu war. Einen Teil meiner Diplomarbeit habe ich dort im Schneidersitz unter einem Baum skizziert. Sowas verbindet.
Ich hatte dort mindestens drei meiner besten Dates. Noch lieber habe ich dort Dates mit mir selbst: Mit Picknickdecke, Buch und Essen, das man sich da prima direkt um die Ecke holen kann:
- Falafel ö.ä. von Shushu in der Karolinenstraße (wobei ich den Ratzfatz ja trotzdem lieber mag …)
- Subway in der Karlstraße
- Basic in der Ludwigstraße
- Powwow (empfehle den Couscoussalat)
- Eis von Santin in der Steingasse (Pfefferminz!)
- auch das Lamm ist gleich um die Ecke
Und das sind nur ein paar – denn der Dom liegt natürlich sehr zentral und ist somit umgeben von Fressmöglichkeiten (auch das Dating-Café Nr. 1, das Elements, ist in unmittelbarer Nähe). Was zum Glück impliziert, dass man auch Klos in Laufweite hat. Man kann ja schlecht einen auf Hund machen. Und davon gibt es im Park so einige.
Ein Hundepark?
Da im Dompark Hunde erlaubt sind und die da zum Spielen ohne Leine herumdüsen, fetzt fast jedes Mal einer über mich drüber. Da ich gerne in der halben Kobra lese (für Nicht-Yogis: Bauchlage mit erhobenem Kopf), befindet sich mein Gesicht auf derselben Höhe wie die eines kleingewachsenen Hundes. Könnt Ihr Euch meinen Schreck vorstellen, als heute auf einmal ein Hund im Format eines Kalbs durch den Park aufmarschiert kam? Zum Glück sind die großen Hunde immer die cooleren Typen – geht ja auch schlecht, so viel Masse schnell in Bewegung zu setzen, rede ich mir dann immer ein und vermeide jeden Gedanken an Sumoringer.
Als mein Puls wieder auf auf 92 normalisiert war, fegte auf einmal etwas Weißes an mir vorbei: Das Kaninchen Richtung Wunderland? Leider nicht. Sondern ein Windhund. Der so verdammt schnell ist, dass die Arme seines Herrchens zu kurz und/oder zu schwach sind – der benutzt lieber gleich eine Schleuder. Das rote Runde schießt einmal quer über den Park, das Weiße hinterher, es müsste sich eigentlich zu Rosa mischen. Das Herrchen scheint zum Glück sehr wurfsicher, es wurde kein Mensch oder Fenster getroffen.
Zum Glück sind auch ruhigere Typen da: Ein Chowchow zum Beispiel: Sieht aus (und fühlt sich bestimmt so an) wie der Kuschelweich-Bär, nur mit weniger psychotischem Blick. Seine einzige Amtshandlung: Auf dem breiten Hintern sitzen. Der erstaunlich weiß war. Man kann nur hoffen, dass er niemals Durchfall hat. Oder dass ihm dann das Pofell mit Kuschelweich wieder weichgespült wird.
Vielleicht gehe ich so gerne in den Dompark, weil das auch ein bisschen Konfrontationstherapie für mich ist: Ich bin definitiv Team Katze (was Ihr nie!mals! vermutet hättet) und tatsächlich ein gebissenes Kind. Aber dort finde ich manche Hunde fast schon sympathisch. Vielleicht werde ich ihnen das auch, wenn ich statt der halben Kobra einen auf herabschauenden Hund mache. Findet Yoga im Park eigentlich auch mal im Dompark statt?
Und die Emos?
Sind da, ja. Die letzten Augsburgs, vermutlich die letzten Deutschlands. Sind schwer zu identifizieren, weil sie im Schatten des Denkmals verschwinden. Angeblich aber harmlos.
Und die Leute sonst so?
Sind alle möglichen Leute da, verstreuen sich aber ganz gut: Knutschende Pärchen, ratschende Freundinnen, Lesende, Schlafende, Leute mit Slacklines, Federball, Boccia, Skizzenbüchern, Rentner, Kinder, Eltern mit Kinderwagen … Nachts bin ich auch mal auf Feuerspucker gestoßen, die dort geübt hatten.
Meistens kann man sich super ausruhen, weil es eben nicht so überfüllt ist wie im Hofgarten. Außerdem hat man da länger etwas von der Sonne.
Besonders schön war heute Nachmittag, dass dort ein Teil der Hangonauten jammte. Angelockt von Steeldrum und Querflöte entschied ich mich heute sofort für den Dompark anstatt Hofgarten. Eingelullt in die entspannenden Klänge war ich nach sechs Stunden im Park tiefenentspannt wie nach einem Urlaub, leider auch entsprechend sonnenverbrannt. Ich fühlte mich schon fast ins Paradies versetzt, bis ich mich ein zutiefst Augschburrrrgerisches „Drrrraaaai“ (3) in die Realität zurück holte.
Übrigens: Die Hangonauten klingen live ja so viel besser, wenn Ihr interessiert seid, hört Euch die mal in echt an.
Wie Ihr zum Dompark findet: Tramlinie 2, Haltestelle Dom/Stadtwerke, und dann einfach hinter den Dom (stadteinwärts betrachtet vor der Kurve) laufen. Übrigens: Ein Spielplatz für die Kleinen ist auch direkt im Park!
Zum Hofgarten geht es, wenn Ihr durch das Regierungsgebäude durch lauft (Westportal in der Mitte oder Torbogen links am Gebäude) – gerade durch, kaum zu verfehlen.