Was hatten wir nicht alles auf dem Modular 2017! Schockgefrostete Schokobananen mit Einhornstaub. Wir haben handgemachte Kunst & Klamotten bestaunt, zu bekannten Rhythmen gestampft und uns in neue Bands verknallt – vor allem aus Norwegen. Windstöße wirbelten tagsüber unsere Rocksäume hoch, und als wir abends zu Mule & Man tanzten, verirrten sich einige Regentropfen auf unsere Nasenspitzen.
Wir sind bekannten Gesichtern über den Weg gelaufen und waren mit Hallo-Sagen und Drücken beschäftigt (weil das Augsburger eben so machen). Andere, mit denen wir fest gerechnet hatten, haben wir gar nie gesehen – vermutlich vor lauter Bäumen nicht.
Dem Modular 2017 müssen wir jetzt Tschüss sagen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, müssen wir uns noch dazu eingestehen, dass es wohl das letzte Modular im Wittelsbacher Park war. Wo wir das Modular 2018 begrüßen dürfen, dazu gibt es bislang keine offizielle Antwort. (Stand: 21.6.17)
Grund genug jedenfalls, 11mal „Tschüss“ und „Hallo“ zu sagen! Liebes Modular, lass Dich einmal richtig fest drücken!
1. Hallo neue Lieblingsbands!
(norwegisch)
Natürlich waren auf dem Modular 2017 Augsburger Bands vertreten – regionaler Anspruch und so. Andere haben doch ein paar Kilometer anreisen müssen: zum Beispiel Hundreds aus einem anderen -burg, nämlich Ham (Auxkvisit berichtete bereits in Modular Impressionen #1).
Leyya setzten die österreichische Tradition auf dem Modular fort nach Bilderbuch und Wanda in den letzten Jahren. Wie zu erwarten, sind nach wie vor live grandiosestens. Nach ihrem Auftritt auf dem Kuahgartn letztes Jahr war ich nun wieder begeistert, wie entspannt und gleichzeitig hochgradig professionell sie auf der Bühne stehen. Beim Soundcheck noch konzentriert und leise, dass der Ernst, mit dem sie an die Sache rangehen, direkt greifbar wird. Bis alle ein paar Minuten später alle im voluminösen Bass mitwippen – auf der Bühne wie im Publikum.
Aber auch aus Skandinavien kamen die Musiker: Headliner Kakkmaddafakka zum Beispiel aus Norwegen. Aus Oslo angereist ist auch die noch ganz am Beginn ihrer Karriere stehende Band Sauropod: Sie spielen rotzigen Rock und damit eher eine Ausnahme auf dem Modular. Sängerin Kamilla Waal Larsen und ihre Kollegen kamen sehr sympathisch rüber. Weiter so – Tosen Takk!
Leyya Official Website | Sauropod auf Soundcloud | Kakkmaddafakka Official Website | Hundreds Official Website |
2. Auf Wiedersehen Poetry Slam & Theter!
(deutsch)
Leiderleiderleider haben Leyya und der Poetry Slam gleichzeitig stattgefunden. Aber Poetry Slam gibt’s in Auxburg ja immer wieder mal. Dann sehen wir uns eben da!
Genauso verhält es sich auch mit Theter: Die sind zum Glück so aktiv, dass jeder, der sie verpasst haben sollte, noch ca. drölfzig plus drei weitere Chancen erhält, ihre Inszenierungen zu sehen. Mindestens. Also mal fünf.
3. Ej Ice Bananas!
(kroatisch)
- Man nehme eine Banane und/oder anderes Obst, spieße es auf und lasse es im Tiefkühlfach ruhen.
- Man warte, bis die hungrige Meute kommt – ach, die steht ja schon stundenlang an! – und tunke den Spieß in heiße Schokolade (Milchschokolade bzw. Zartbitter für Veganer).
- Darauf gebe man dann bunte Streusel und anderes abgefahrenes fancy Zeug (Knusper! Chili!).
- Man halte sich die Ohren zu, weil jetzt jeder brüllt: WOAH SIEHT DAS SUPERGEIL aus!
- Man atme durch, während derjenige zufrieden knabbert und schleckt. Weil das ein bisschen kompliziert werden kann, ist endlich Ruhe.
- Schon kommt der Nächste und wünscht sich sein individuelles Ponyhofwunschkonzert.
- Man starte wieder bei 2.!
4. नमस्ते gutes Augsburger Essen!
(nepalesisch)
Der Schwerpunkt bei der Essensauswahl auf dem Modular lag eindeutig auf regionalen, ja Augsburger Größen: Die Alte Liebe hat uns auf dem Modular trotz/wegen ihrer Sommerpause mit Bao Buns versorgt, die ungemein hübsch anzusehen waren. Solange, bis man den Fehler begangen und begonnen hat, sie zu essen. Familien mit Feuchttüchern im Handgepäck sind klar im Vorteil! Auch lecker & schön: Essen von der Färberei, der Schwarzen Kiste, der Hamburgerei, vom Kombinat oder City Club. Toll, wenn es abends runtergekühlt hat: Was Heiß-Süßes, wieder mit Banane und Schoko (man kriegt ja nie genug!) von Singold-Crepes. Also alles regional und größtenteils Bio und/oder vegan, in jedem Fall aber enorm #noms.
5. Au revoir Uschis!
(französisch)
Eigentlich ist das Modular ja ein ein angenehmes, entspanntes Festival: Die Volunteers sind sowieso super, die meisten Besucher sind rücksichtsvoll.
Aber eine handvoll führt sich dann eben doch wie die Axt im Park auf: Eine gewisse Altersgruppe Frau, eher Mädchen, behandelt eine gewisse andere Altersgruppe Frau, etwa so alt wie ich, so, als wäre sie Luft. In Luft kann man „aus Versehen“ Körperteile und Handtaschen draufhauen, weil Luft spürt ja nichts. Auf Luft kann man auch treten, denn Luft tut das nicht weh. Klaro: Es ist ein Festival, da kommen schon mal alle eng aufeinander und man bekommt einiges an Körperkontakt ab. Aber Leuten offensichtlich eine draufknallen und dann nicht mal kurz „Sorry“ sagen und nicht mal gucken (!), wem man da eben eine reingeboxt hat, geht einfach gar nicht.
6. Sveicināti Kunst & Kreatives!
(lettisch)
In Sachen Kunst, Design & Illustration gab es dieses Jahr viel Neues zu entdecken. Oder habt Ihr vorher schon mal Porzellan auf dem Modular gesehen? Mit Kussmündern? Eva Krusche bannt ihre Illustrationen eben auch von Hand auf Vintage-Geschirr. Ihre bekannten Illustrationen waren im kleinen Format natürlich auch mit dabei auf ihrem charmanten Stand.
Eva Krusche (Website)
Anette Dietrich bannt Ihre Fotos – vor allem heroische Bergmotive – mit Cyanotypie auf Stoff (vollumfänglich erklärt auf Wikipedia). Diese Technik erfordert viel Feingefühl, Geduld und Experimentierfreude. Weil da einiges an Stoffbergen zusammenkommt, näht Anette auch Stoffpuppen daraus. Sie ist seit ihrem Bachelor nicht mehr in Augsburg, nimmt solche Anlässe gerne als Gelegenheit, wieder herzukommen. Einmal Auxburg, immer Auxburg. Wissen wir doch alle 🙂
Auch die großformatigen Illustrationen von Iris Schmitt auf dem Kreativmarkt beim Modular 2017 haben mit Bergen und Liebe zum Handwerk zu tun: Iris setzt Allgäuer Sagen ganz passend in der traditionellen Technik des Holzschnitts um. Heraus kommen sehr kraft- und phantasievolle, großformatige Bilder mit einem ganz eigenen, sagen-und soghaften Charme. Auch sie ist Absolventin der HS Augsburg. Unnötig zu sagen, dass die Arbeiten der beiden auf dem gemeinsamen Stand wunderbar zusammengepasst haben.
Anette Dietrich auf der Website der HS Augsburg | Iris Schmitt auf der Website der HS Augsburg
7. Fins després Massenmode!
(katalanisch)
Die Klamotten und der Schmuck, die auf dem Modular zu finden sind, sind natürlich nicht von der Stange: Nachhaltige, faire oder Selbermach-Labels reihen sich harmonisch und fließend aneinander. Coole, minimalistische Streetwear kannten wir schon von Degree. Und jetzt auch von Heaters. Und Bam Larsson. Der Merch-Stand vom Modular bildete den passenden Abschluss. Insgesamt hätte da ein Hauch mehr Diversität gut getan.
Degree auf Facebook, Twitter, Instagram | Heaters auf Facebook | Bam Larsson Official Website
Immer noch wild im Herzen
Herausgestochen ist da definitiv Wildling mit dem bezaubernden kleinen Hexenstand: Claires Schmuck hat einen mystischen, verspielten Charakter, inspiriert von der Natur, mit einem ganz ursprünglichen und dennoch mädchenhaftem Flair. Regelmäßige Besucher vom Modular haben an dieser Stelle ein Déjà-Vu: Wildling war auch letztes Jahr schon da.
Wildling Onlineshop
Upcycling mit minimalistischem Retro-Flair
Mit einem Blick fürs Details arbeitet auch das neue Augsburger Label pöig. In der Manufaktur wird auf Maß geschneidert und in der Linie pöig°remade Vintage-Mode umgestylt: Mit einem neuen Kragen oder einer aufgesetzten Tasche sieht ein olles Shirt wieder richtig up to date aus! Eben Upcycling direkt zum Anziehen. Ruth hat in ihrem Stand auf dem Modular ihre Unikate vorgestellt und verkauft. Wer nicht genug davon bekommt, besucht sie in ihrem Shop.
pöig Shop: Vorderer Lech, 27 86150 Augsburg
8. Hei Skater!
(finnisch)
Im Sportpark legten sich Skater und Biker ins Zeug und auch mal hin. Mit einem irren Tempo rasten sie über die Halfpipes.
9. Slán Ananas!
(irisch)
Die Ananas war beim Modular 2017 omnipräsent. Leider nicht als streuselverziertes Obst (siehe 3.). Sie war das tonangebende Corporate-Design-Element des Festival-Designs und auch jenseits von Merch und Co immer wieder auf Klamotten und Accessoires sichtbar. Verdammt, die 90er sind jetzt sogar wieder im Grafikdesign zurück! (Gegen die Musik hab ich nichts, gell!)
Ja, ich habe das diesjährige Festival-Design innbrünstig gehasst. Eben weil ich die letzten – ganz besonders das von 2015 – immer so bezaubernd fand. Und dann kommt diese rotzfreche Ananas mit all den 90er-Remineszenzen daher! Ich habe einen hasserfüllten Absatz für die Ananas geschrieben. Jetzt aber kann ich ihn nicht mehr posten: Denn blicke ich jetzt, mit ein Paar Tagen Abstand auf die Bilder, wird mir warm: Es war das Modular. Das höchstvermutlich letzte im Wittelsbacher Park. Hallo du süße, süße Ananas! Magst du nächstes Jahr wieder kommen? Oder denkt sich kw9 dann wieder etwas ganz Neues aus?
Agentur kw9 Website
10. Bye RY X, Hi Mule & Man!
Wie viele haben sich hauptsächlich auf RY X gefreut – ist Howling nicht einer der schönsten melancholisch-zarten Songs überhaupt? Und er einer der schönsten Sänger mit der schönsten traurigen Stimme? Leider konnte er nicht kommen. Umso trauriger, weil ein trauriger privater Anlass Grund dafür sein soll. Legen wir dafür von Howling unterlegte 5:06 Schweigeminuten ein.
Als „Ersatz“ kamen Mule & Man. Nun kann man schlecht von Ersatz reden, wenn es etwas komplett anderes ist: Die Kombination aus Bonaparte und Kid Simius ist nun wirklich alles andere als melancholisch! Also hüpften wir am Abend vom Donnerstag, schwenkten die Arme auf und ab und ließen fette Beats unseren Herzschlag dirigieren. Ist vielleicht eh besser so, als wenn zu RY Xs Klängen alle Pärchen geknutscht und alle Singles kollektiv geheult hätten. Ein Video von Mule & Man findet Ihr übrigens hier in den ersten Impressionen.
Mule & Man auf Facebook | RY X Official Website
11. Tschüss & schnüff Wittelsbacher Park!
Hach, hach, haaaaaaach! Die Vorstellung, dass das Modular nie wieder im Wittelsbacher Park stattfinden wird, will noch nicht so recht in unseren Schädel. Zu schön ist es da; Modular und Park, das gehört einfach zusammen! #kongressistkess
Nachmittags können wir in der Wiese sitzen und liegen, ratschen und relaxen – und schnell in den Schatten weiter ziehen, sollte es doch zu heiß sein. Abends glitzert die Sonne durch die Äste, und etwas später kuschelt sich die Bühne sich in die Silhouette der Bäume. Zu der einzigartigen Stimmung auf dem Modular gehört ganz klar die Einbindung in den Park.
Damit ist jetzt aber Schluss: Das Modular 2017 war das letzte dort. Und anstatt uns jetzt einen Kopf zu machen wie andere Muhaggls schon an Tag 1*, genießen wir an dieser Stelle noch mal ein paar Bilder vom Modular Festival, das es so leider nie wieder geben wird. … oder dürfen wir ihm doch wieder Hallo sagen?
*Maulende Muhaggls, die sich übers Modular 2017 aufregen
Anscheinend haben sich einige Anwohner und andere Augschborrrrrger gleich am ersten Tag vom Modular 2017 beschwert. Der Win, hat ein paar Bässe anscheinend gleich ganz übermotiviert bis nach Lechhausen getragen. Die Antwohner hätten damit ihren Spaß haben können, aber nein. Die kurze Zusammenfassung des Problems lautet:
„Es ist so laut. Es muss weg.“
Ja, man hört was, weil es sonst kein Festival wäre. Ich habe dennoch vorsichtshalber schon damit begonnen, erste Sympathisanten für die Idee eines Silent Festivals zu gewinnen. Damit die Stadt kosten sparen kann, verzichten wir dann auch gleich auf die Livebands. Und bringen selbst unsere Corny-Riegel und Pausenbrote mit. Ich wette nur: Dann regt sich einer auf, wenn der andere den Deckel seiner Dose aufklappt und der ganze Gasturm nach Wurstbrot riecht …
Wie immer gilt: Solltet Ihr Euch auf einem Bild wiedererkannt haben und das auf gaaaar keinen Fall veröffentlicht haben wollen, weil Ihr gerade dem falschen Menschen schöne Augen macht oder Euch Crepes reinhaut, obwohl Ihr angeblich auf Kohlenhydrate verzichtet, dann gebt mir einfach Bescheid.
„Anzeige“ heißt es hier nur, weil ich mehrere Künstler, Bazar-Shops und das Festival selbst namentlich nenne. Der Form halber muss das so gekennzeichnet werden. Ich habe kein Geld für diesen Artikel erhalten.