Wer alle drei Tage aufs Modular-Festival geht*, muss sich seine Kräfte sorgsam einteilen. Zumindest, wenn er älter ist als der Durchschnitt dort (21?). Wer am ersten Tag jedoch schon überzeugt ist, dass #ModularJedesJahr eine überaus prima Idee war, schreibt aber gleich in der ersten Nacht eine Zusammenfassung. Zumindest, wenn er einen Blog hat. Es bietet sich also geradezu an, dass ich Euch hier ein paar auxkvisite Tipps für das Festival im Wittelsbacher Park mitgebe – und ein paar erste Impressionen.
Auxkvisite Quicktipps fürs #modularfestival in Augsburg
- Zieht matschfeste Schuhe an. Es wurden auch Leute in Badeschlappen gesichtet. Unklar ist jedoch, ob das Absicht war oder eher ein reines Mode-Ding. Tatsächlich verwandelte sich am Donnerstag der Boden im Wittelsbacher Park dank der verregneten letzten Tage und der paar Tröpfchen, die es am Abend tatsächlich vom Himmel abwärts geschafft haben, in einen sumpfigen Teppich, vor allem bei der Bühne am Turm.
- Ohrstöpsel sind ne prima Idee! Gut, ich bin da wohl etwas empfindlicher als das Gros (nach dem letzten Pelzig-Konzert war mein linkes Ohr erst mal zwei Tage lang pelzig), aber der Sound ist dieses Mal doch um einiges (!) satter als letztes Jahr. Auf dem Modular werden auch Stöpsel im Foyer für 2 Euro verkauft; solltet Ihr professionellen Ohrschutz daheim haben, steckt ihn lieber gleich ein. Mein Alpine-Hörschutz ist jedenfalls jeden Cent wert, konnte ich heute testen: Der Sound bleibt in allen Dimensionen erhalten, er wird nur insgesamt etwas „leiser“ (den Rumms in den Lungen spürt man ja immer noch) und man kann noch mit Leuten reden ohne ständig „Häääh“ zu schreien.
- Nehmt genügend Geld oder wenig Hunger mit. Das vietnamesische Sandwich von der Färberei ist echt lecker, aber mit 6,50 Euro nicht gerade ein Schnäppchen für ein Snäckchen. Es gibt aber auch andere Fressstände, ich teste mich in den nächsten Tagen noch durch: Das Rheingold ist auch da und irgendein Burger-Ding und … noch mehr.
- Lasst Eure Wasserflaschen daheim. Die werden am Eingang ohnehin einkassiert. Kostenlos Wasser gibt’s am Stand der SWA.
- Freut Euch nicht zu sehr auf den Bazar. Es tut mir extrem leid das zu sagen, aber an das zauberhafte Flair vom letzten Jahr kommt der diesjährige nicht ran. Das Festival-Gelände ist diesmal deutlich größer, die einzelnen Bereiche verteilen sich anders, es ist insgesamt weitläufiger und die kuschlig-gemütliche Oase ist definitiv finito. Dafür ist diesmal mehr Raum für Workshops vorhanden, an denen sich vor allem die Kleinen freuen dürften. Morgen drehe ich noch mal in Ruhe eine Runde, vielleicht habe ich ja auch etwas übersehen.
Wie der erste Tag, der Donnerstag, der 26. Mai 2016 auf dem Modular so war?
Adulescens hat wie gewohnt wunderbar abgeliefert – ich sah sie heute bereits das vierte Mal live (Stereowald 2014/2015, Modular 2015) und bleibe dabei, sie für eine der besten Bands der Region zu halten. Wie kaum andere schaffen sie es, auf der Bühne gewaltig UND melodiös zu scheppern, und das mit einer ungeheuren Präzision. Gleichzeitig sind sie so überaus lässig und springen sogar barfuß über die Bühne. Das Schöne: Dieses Jahr hat das Publikum auch Gas gegeben. Letztes Jahr war es da noch vergleichsweise ruhig. Vielleicht tut das Debut-Album von Adulescens das seine, dass sie nun stärker wahrgenommen werden; vielleicht passten diesmal Musikstil & Uhrzeit besser zusammen– alles egal, Hauptsache, die Menge zieht endlich mit. Brav, Auxburg, warum nicht gleich so!
Den lustigsten, mitreißendsten Sound gab es wohl von GoGoBerlin. Da wurden neben Händen auch mal Krücken in die Luft gerissen. Vermutlich wurde es später noch lustiger und mitreißender bei dem Auftritt vom „Zöpfchenmann“ Romano, aber davor habe ich mich schon verabschiedet. (Sobald es zu eng und drückend wird, verdrücke ich mich lieber 😉 ) Bei Romano soll es auch entsprechend Einlasssperre gegeben haben, wegen Schutzbestimmungen und so. Also: Wer drinnen mitfeiern will, sortiert sich am besten rechtzeitig ein!
Get Well Soon brachte sehr viel Herz, um nicht zu sagen LOVE auf die Bühne und gute Laune ebenso.
Der krönende Abschluss am Donnerstag hätte Dillon sein sollen. Viele freuten sich explizit auf sie, und viele von den Vielen, inklusive mir, waren leider enttäuscht: Der Funken wollte nicht so recht überspringen. Dillon verschwand im Gegenlicht, die harte Kontur des Haarschnitts war noch am deutlichsten zu erkennen. Ihr zarter Gesang verlor sich in der Weite des öffentlichen Geländes, war so semitransparent wie das fledermaushafte Kleid. Bis auf wenige Beats – und dann auch immer nur für ein paar Takte – gab es wenig Greifbares fürs Publikum, das ihr so wohlgesonnen war. Dieses ätherische Wesen braucht wohl besser einen Innenraum, in dem es seine volle Wirkung entfalten kann; vielleicht war ihr heute auch nicht danach, sich mit dem Publikum zu verbinden. Wenn sie zu uns sprach, dann sehr höflich, ja distanziert. Sie sang mehr für sich als für uns. Vielleicht ist das einfach ihre Art, vielleicht sind ihre Vibes auf andere besser übergesprungen; einige grobknochige Typen, von denen man nicht unbedingt meinen würde, sie stünden auf diese elfenzarte Musik, fanden sie sehr geil, wenn ich das Gröhlen richtig übersetzt habe.
Es folgen ein paar visuelle Impressionen – Ihr könnt jedes Bild auch groß klicken.
Bilder vom Tag 2 gibt’s hier!
Meine ganz persönlichen Highlights waren aber vor allem: Auf dem Festival ganz plötzlich und unvermutet Twitter- und Tindermänner zu sehen. Einen davon habe ich nun kennengelernt und fast angesprungen, damit er mir nicht davonläuft. Alles jetzt nicht so, wie Ihr denkt. In jedem Fall sehr nett! 🙂
Übrigens gibt es einen „Live-Stream“, der ab und an mal sendet. Und wer #MODULARfestival oder #modular2016 auf Twitter oder Instagram eingibt, findet dort auch einiges. Wenn Ihr irgendwo im Modular-Design angemalte Nägel sieht, habt Ihr meinen Kanal dort gefunden.
*Ich habe eine Presse-Akkreditierung erhalten, das heißt, ich komme kostenlos alle drei Tage aufs Festival. Meine Meinung bleibt davon natürlich unbeeindruckt. Informationen, die ich erhalten habe, wie heute z. B. bei einer kleinen Führung übers Festivalgelände – Danke dafür! –, gebe ich Euch weiter. Im nächsten Artikel dann. Die bunt lackierten Modular-Nägel wollen jetzt langsam doch ins Bett.