Das Stereowald-Programm beschreibt Tonair mit keinen geringeren Worten als „das Comeback des Jahres“. Ihr letztes Album „Back in the Nineties“ erschien 2008. Klar: Wenn es bayerische Britpopper wieder zurück in die alte Heimat verschlägt, ist das etwas ganz Besonderes. So sieht es das erwartungsvolle Publikum – und auch die Band selbst.
Ich durfte Tonair interviewen. Ordentlich nervös, weil es das erste in der Reihe und mein erstes überhaupt war, durfte ich eines feststellen: Musiker sind auch nur Menschen. Sehr nette noch dazu! Die vier Jungs bestechen durch ihre natürliche, lässige und offene Art. Offen sind sie dabei auch für ihre Zukunft. „Schau’n wir mal!“ scheint ihr gemeinsames Credo zu sein. Schau’n wir uns Tonair also mal ein bisschen näher an.
Auxkvisit: Wie habt Ihr damals, zu Beginn, als Band zueinander gefunden?
Bernd (Schlagzeug): Wir haben ursprünglich zu dritt angefangen – wir kennen uns von der Schule hier in Aichach. Der Andi (der ursprünglicher Bassist), der Flo und ich, und der Josua stieß später dazu.
Wie seid ihr auf Murilo gestoßen? Spielt etwa das Stereowald 2014 da eine Rolle? Immerhin seid ihr beide da, Flo und Murilo, auch aufgetreten, wenn auch in unterschiedlichen Bands.
Flo (Vocals, Gitarre): Ich habe noch das Soloprojekt „The Wolle sings“. Murilo ist als Tänzer in meinem Video zu „More than a man“ dabei. Daher kennen wir uns, und als er mir damals erzählte, dass er mit seiner Band aus Brasilien nach Deutschland kommen möchte, konnte ich ihm ein paar Gigs organisieren – unter anderem auch den beim Stereowald. Seitdem sind wir befreundet, und irgendwie hab ich ihn dann gefragt, ob er Lust hätte mit Tonair zu spielen. Da konnte er dann natürlich nicht Nein sagen (lacht).
Wie fühlt sich das für Euch an, jetzt wieder – als Tonair – ausgerechnet in der alten Heimat aufzutreten?
Flo: Schon besonders. Und es ist natürlich gut, weil wir wissen: Die Leute sind wohlwollend und freuen sich auch schon auf uns.
Josua (Vocals, Kofferorgel): Es ist ganz besonders. Und es ist für uns perfekt, weil wir jetzt nicht erwarten können, dass wir jetzt – wo wir gerade wieder frisch da sind – überall spielen können. Hier haben wir eine Dreiviertelstunde Zeit, vor vielen Leuten auf so einem tollen Festival spielen zu können.
Jemand schrieb zu Beginn Eurer Karriere: „Tonair ist mehr Pop als Indie, mehr London als München“. War das ein Kompliment für Euch, oder mögt Ihr Vergleiche nicht so?
Flo: Wir haben das damals als Kompliment gesehen.
Josua: Ich glaube, „Pop“ ist übertrieben. Vor allem live ist es rockiger Pop. Aber wir können mit dem „Pop“ schon leben. Ich glaube, es liegt schon auch an Flo, der eine sehr „poppige“ Stimme hat. Von dem her können wir das auf jeden Fall positiv sehen. (Fragt in die Runde) Oder?
Bernd: Jo, englischer Britpop, warum ned!
Flo: Der Begriff war damals ja vielleicht auch anders besetzt. Es geht eher ums Gefühl, das damit transportiert wird.
Alle nicken.
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Eurer Video „I love you so much more“ spielt in einer Hallenbadkulisse. Das passt ja zum heutigen Wetter. (An diesem Tag hatten wir ungefähr 34°C) Wünscht ihr Euch da heute wieder hin?
Josua: Also – wir werden heute definitiv nicht in Badehosen spielen! (Alle lachen.)
Wo wir schon beim Hallenbad sind: Schwimmbad oder See?
Flo: Das ist witzig! Genau darüber haben Murilo und ich heute noch gesprochen, als wir heute noch am See waren. Wir zwei sind auf jeden Fall See-Typen.
Josua: Ich würde auch auf jeden Fall den See bevorzugen.
Bernd: Ich schließ mich der Masse an! (Klingt semi-überzeugt.)
Josua: Im Video ging es ja vor allem darum, den Traum visuell darzustellen, und da war das Hallenbad die beste Wahl mit der Reflektion und der Stimmung dort.
Flo: Die Idee mit dem Hallenbad kam von den beiden Mädchen der Filmschule, die das Drehbuch geschrieben haben. Witzig war das Ganze für uns, weil wir im Aichacher Hallenbad gedreht haben: Da hatten wir früher zu Schulzeiten Schwimmunterricht. Bei Youtube hat das einer erkannt und kommentiert: „Oh Gott, das Aichacher Hallenbad! Ich hab den Chlorgeruch jetzt noch immer in der Nase.“
Wir philosophieren kurz darüber, dass es ja nicht das Chlor ist, das stinkt, sondern die Kombination Chlor und Harnstoff und andere Leckereien. Natürlich muss ich ihnen jetzt noch die auxkvisiten #Coolaux-Tipps aufs Auge drücken und erwarte ebensolche.
Habt Ihr irgendwelche Tricks, um heute „cool“ zu bleiben? Cool wegen der Hitze, und cool wegen eventueller Nervosität?
Flo: Wir haben uns gut vorbereitet. Das ist der wichtigste Trick!
Josua: Heute cool zu bleiben, wird auf jeden Fall schwierig. Allein schon wegen der Temperaturen. Die Vorfreude ist auf jeden Fall größer als die Nervosität.
Flo: Das Wichtigste ist, dass wir dabei Spaß haben.
Das ist das Schöne, dass man Euch das auch anhört! Ihr klingt so optimistisch, seid ihr denn selbst alle Optimisten?
Einstimmig: Ja.
Josua: Nicht alle Lieder klingen so! Wir haben ja auch Lieder, die nicht so happy sind.
Flo: Wir sind eine Live-Band: Alle Lieder sind darauf ausgelegt, dass wir sie live performen können, ohne das künstlich machen zu müssen. Wir spielen einfach – wir vier, mit unseren Instrumenten – darum geht’s.
Erwartet Ihr, dass die Menge heute bebt?
Josua: Wir gehen schwer davon aus! (lacht) Nein also … Wenn der Funke irgendwann überspringt, dann ist das genug. Es bleibt abzuwarten, wie das heute mit der Hitze ist …
Flo: Das kann man jetzt am Nachmittag auch schwer beurteilen; ich kann das noch gar nicht so einschätzen. Viele Leute gehen ja auf ein Festival, einfach um des Festivals willen, und nicht, weil sie nur Tonair sehen wollen. Von daher: Schau’n wir einfach mal, wie es sich entwickelt!
Josua: Ich geh davon aus, dass wir ordentlich viele Zuhörer haben werden.
Flo: Und wenn’s uns auf der Bühne richtig gut geht, dann läuft das mit dem Publikum eh von alleine.
… und wieder diese famose Bescheidenheit, alles so down to earth! Ich stelle die letzte, um nicht zu sagen entscheidende Frage:
Dürfen wir in Zukunft wieder mit mehr von Euch rechnen?
Josua: Wir sind offen für alles. Allerdings sind wir nicht sicher, in welcher Intensität es weiter geht. Das ist jetzt unser Startpunkt, wo wir uns wieder zusammenfinden.
Flo: Wir haben uns darauf fokussiert, dass wir hier spielen. Und wenn wir auf weiteren Konzerten spielen, ist das eine super Basis. Aber wie’s weiter geht … Schau’n wir mal, was passiert.
Leider ist Ihnen an dieser Stelle nicht mehr zu entlocken. Ich schließe daher mit den auxkvisiten Schnellschussfragen ab, bei denen die Musiker wild assoziieren dürfen: Ich knalle ihnen einen Begriff vor die Nase, und sie müssen dazu aus dem Bauch heraus sagen, was für sie da besonders „auxkvisit“ ist. Das darf dabei, je nach Gusto, exquisit supertoll oder exquisit scheiße sein. Nur normal geht nicht!
Auxkvisiten Schnellschussfragen an Tonair
Eine auxkvisite Speise?
Als Beispiel-Antwort biete ich ihnen den bayrischen Döner an.
Flo: Wir haben hier schon Schnitzel mit Gurkensalat gegessen. Die waren wirklich auxkvisit.
(Zur Info: Die Künstler im Backstage-Bereich wurden anscheinend wirklich auxkvisit bedient. Danke nochmal ans Stereowald-Team und die Leute im Grubethaus!)
Josua: Ja, der bayerische Döner!
Flo: Der ist jetzt sogar schon aux-verkauft.
Eine auxkvisite Band?
Flo: Nada Surf.
Josua: Ich bin da nicht so festgelegt.
Auf die Frage, ob sie sich in ihrem Musikgeschmack ähneln: Sie haben ein paar Ausreißer in die ein- oder andere Richtung, aber viele gemeinsame Nenner.
Murilo: I like so many things: from Green Day which I listened to when younger until Avishai Cohen which is pretty much jazz and contemporary. But for sure I have my biggest influences on Brazilian music such as Caetano Veloso, Gil, Chico and can’t forget to mention one of the bands I listen to almost everyday: The Dave Matthews Band. Hard to define one or two when there’s so much good things around, haha.
Ein auxkvisiter Film?
Flo: Den letzten, den ich gesehen habe, fand ich super: Victoria. Der Film, der in einem Take gedreht wurde. Den fand ich ziemlich cool.
Ein auxkvisites Gefühl der letzten 24 Stunden?
(Pause)
Josua: Der Stau. Hierher. Drei Staus. Das war auxkvisit!
OK. Ich möchte die Jungs nicht in derart auxkvisiten Erinnerungen zurücklassen und ihnen lieber nochmal etwas Positives entlocken. Passt ja auch besser zu ihrem Sound.
Ein auxkvisites Festival:
Tonair (ruft einstimmig): Ste-re-o-wald!
Na, das hat ja geklappt. Danke und viel Spaß!
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Transparenzhinweis: Ich wurde aufs Festival als bloggende Berichterstatterin eingeladen. Meine Meinung ist davon natürlich ungetrübt.